Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 118.jpg

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Polen sein, welches sich auf die Erhebung August’s II. zum König von Polen beziehen soll. Dies ist angeblich falsch. Die Krone ist ursprünglich das Krönchen eines Schlangenkönigs gewesen, welche dieser einer Magd, die ihn mehrere Jahre mit Milch gefüttert hatte, zum Geschenk gab und die dieselbe August dem Starken verkaufte.[1]


130) Das gespenstige Männchen an der Mauer zu Dresden.

In dem kleinen Gäßchen, welches von der Wallstraße nach dem Seethor zwischen den alten Casematten hinführt und An der Mauer genannt wird, ging es sonst auch um. In der Mitternachtsstunde ließ sich dort ein kleines graues Männchen sehen, welches zwar Niemanden anredete, aber doch den Vorübergehenden nachlief und sie ängstigte.


131) Ueber das Sprichwort: „wir werden es müssen in den Spittel schicken.“
S. Hasche, Diplom. Gesch. Dresdens, Bd. V. Urkd. B. S. 426.

Dieses Sprichwort, welches man in Dresden sonst hatte, wenn einmal zu viel Speise in einem Hause gekocht worden war, bezieht sich auf den sogenannten Geist, ein in der katholischen Zeit gegründetes und dem h. Bartholomäus gewidmetes Almosenhaus, es war dies das Bartholomäusspital mit der Kapelle zum h. Geist.


132) Ueber das Sprichwort: „der bäckt arme Ritter“.[2]
S. Hasche, Dipl. Gesch. Bd. I. S. 196.

Man glaubt, daß dasselbe daraus entstanden sei, daß das Land Meißen sonst mit arm gewordenen Rittern überladen war.


  1. S. Eisel, Sagenbuch des Voigtlandes (Gera 1871.) S. 153 und 415.
  2. Ein anderes Dresdener Sprichwort: „er schläft im Stehen wie Kraft’s Katze“, kann ich nicht erklären.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_118.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)