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1782 vor dem Palais S. K. Hoh. die Sturmhaube zur Strafe ihres Unfugs tragen (s. Dresd. Merkw. 1782, S. 44). Das letzte Mal in diesem Jahrhundert trug sie im K. Schloßhofe ein früherer sogenannter Schweizersoldat Namens Gur.


148) Die Sagen vom goldnen Reiter zu Dresden.
Mündlich. Novellistisch beh. v. Winter, in der Constit. Zeitung. 1854. Nr. 134-137.

Auf dem Marktplatze zu Neustadt-Dresden steht auf einem steinernen unvollendet gebliebenen Fußgestell die kolossale Reiterstatüe August’s des Starken aus getriebener Kupferarbeit und reich vergoldet. Deshalb nennt man sie den goldenen Reiter. Sie ward in den Jahren 1733–1735 von einem Kupferschmied aus Schwaben, Namens Ludwig Wiedemann,[1] gefertigt. Derselbe soll sich jedoch dabei der Hilfe des Teufels bedient haben, der ihn indeß zuletzt im Stiche ließ, sodaß er vergaß, dem Pferde eine Zunge in das Maul zu geben. Später auf seinen Irrthum aufmerksam gemacht, war er vor Schreck gestorben.

Im siebenjährigen Kriege soll ein preußischer Soldat, der sich einbildete, die Statüe sei wirklich aus purem Golde, des Nachts dieselbe erklettert und die Hufeisen an den erhobenen Vorderfüßen haben abschlagen wollen, ist aber damit nicht zu Stande gekommen und der gemachte Versuch heute noch an jenem Theile des Pferdes zu erkennen.


149) Der Bürgermeister zu Finsterwalde am Hofe zu Dresden.
Curiosa Sax. 1745. S. 126.

Gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts ist zu Finsterwalde (bei Frankfurt a. d. O.) ein Bürgermeister, Namens Christoph Koswig, gewesen, der weit und breit als Trinker


  1. Hasche, Beschr. v. Dresden Bd. I. S. 121. 559. II. p. 891 u. Lindau, in der Abendzeitung 1817 Nr. 197–199, wo die Geschichte dieses Denkmals erzählt wird, wissen jedoch hiervon nichts. Das Modell dieser St. im Gr. Gew. läßt die Pferdezunge nicht vermissen.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)