angebrochen war, mußte die Tochter eines Bäckers in Pirna täglich eine bestimmte Anzahl Brode in das daselbst befindliche Mönchskloster schaffen. Als sie jedoch einst nicht zurückkam, sagten die Mönche dem sie suchenden bekümmerten Vater, sie sei mit dem Gelde fortgegangen. Nun war eines Tages ein betrunkener Zimmermann (nach Andern wäre es ihr Bräutigam gewesen) in der Klosterkirche eingeschlafen; um Mitternacht erwachte er durch ein verworrenes Geräusch von männlichen und einer klagenden weiblichen Stimme, und sah, wie zwei Mönche das Mädchen geschleppt brachten und ermordeten und dann in eine Fallthüre hinter dem Altare fallen ließen. Wegen dieser Schandthat ward das Kloster aufgehoben; ein Stein mit dem Bilde bezeichnet noch heute das Haus ihres Vaters auf der Langengasse.
Im Jahre 1634 soll zu Pirna ein dürrer Rosenzweig, der schon 70 Jahre lang daselbst in der Kirche in der Wand gesteckt hatte, während des Gottesdienstes zu grünen und schöne weiße Rosen zu tragen angefangen haben.
Für das Wahrzeichen der Festung Königstein hielt man sonst (nach Schramm, Hist. Europ. Reiselexicon S. 758 § 21) eine mit violettblauem Leder bekleidete hölzerne Puppe eines Cölestinermönchs, deren unterer Theil wie ein Beutel auf- und zugezogen werden konnte. Die Abbildung davon steht bei D. Brückmann, Epist. Itiner. XLIX. S. 13.
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_165.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)