war entschwunden, fand sich aber Tags darauf an seinem früheren Platze in der Kirche wieder. Einer der Diebe entdeckte diese wunderbare Geschichte seinem Beichtvater auf dem Sterbebette. Später versuchten andere Diebe dieselbe Unternehmung noch einmal, als sie aber schon eine Strecke weit entfernt waren, wurden sie plötzlich in der Umgegend von Teplitz von unbekannten Männern angefallen, das Bild ihnen wieder von denselben entrissen und an den Prior des Klosters Mariaschein abgeliefert. Letzterer wollte jedoch dasselbe seiner Schönheit und reichen Vergoldung halber für sich behalten und es der Fürstenauer Kirche nicht zurückgeben, und siehe, eines schönen Tages war es wieder verschwunden und an seinen alten Platz zurückgekehrt. Als nun auf Befehl des Priors diese Begebenheit in allen Kirchen der Umgegend bekannt gemacht worden war, hat seitdem Niemand mehr einen Entwendungsversuch gemacht. Uebrigens findet noch jetzt jedes Jahr am Sonntag nach Mariä Heimsuchung eine Wallfahrt der Katholiken aus dem benachbarten Böhmen nach diesem Marienbilde statt.
In das in der Nähe von Lauenstein liegende Dorf Dittersdorf ist auch das Dörfchen Neudörfel eingepfarrt, welches früher nur ein einziges Vorwerk war, zu dem der ohnweit davon im Grunde gelegene Eisenhammer, jetzt die Herrenmühle, gehörte. Beide Grundstücke waren vor langen Jahren im Besitz eines gewissen Pessel, der ein zwar reicher, aber ebenso habsüchtiger Mann war, dem alle Mittel recht waren, wenn sie nur zur Vergrößerung seines Mammons dienten. Einst ging derselbe in der Liebenauer Kirche, wohin das Vorwerk früher gepfarrt war, zur Communion, und sah, wie der Lauensteiner Schösser ein funkelnagelneues Goldstück als Opferpfennig auf den Altar legte. Da gab ihm der Teufel den
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)