Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 221.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

neues Wappen, darin ein springender Fuchs auf dem Schwanz mit etlichen Hahnfedern besteckt zu sehen ist, gegeben, ohne Zweifel darum, daß er als ein listiger Fuchs sich in die Schanze geschlichen und darauf als ein freudiger Hahn Leib und Leben gewagt, hat ihn auch mit einem Landgut nicht weit von Leipzig gelegen beschenkt.


247) Ursprung des Namens der Freiherrn von Ungnad.
Peccenstein Th. S. I. S. 323.

Das uralte Geschlecht der Freiherrn von Ungnad, so in Oestreich heimisch, ist auch in Sachsen im Amte Weida auf dem Gute Berenßdorf (s. 1583) ansässig gewesen. Diese haben ursprünglich die Herrn von Weissenwolf geheißen und einen Wolf in ihrem Wappen geführt. Daß sie aber ihren Namen verändert, ist also zugegangen. Es hat im Jahre 1186 in Kärnthen ein böser Raubritter, Turpin von Schachenstein benamt, auf einem hohen Bergschloß, der Schachenstein geheißen, gehaust und allerlei Muthwillen und Frevel an Priestern und andern Leuten verübt, auch alles böse Gesindel bei sich gehegt und gepflegt. Darum hat der damalige Landesherr von Kärnthen, Herzog Ulrich, Herrn Friedrich von Ehrenfels und Herrn Heinrich von Weissenwolf mit vielem Kriegsvolk hingeschickt, um der Sache ein Ende zu machen, und haben diese Jahr und Tag vor der Feste gelegen, endlich aber hat der Räuber sich nicht getrauet, ihnen länger Widerstand zu leisten, hat sich durch einen unterirdischen Gang davon gemacht und Niemanden als seine Frau zurückgelassen. Diese als eine verschlagene Frau hat mit dem von Weissenwolf allerlei Unterhandlungen geführt, ob sie ihn nicht von ihrem Schlosse abbringen oder sie doch wenigstens bei demselben gelassen werden könne, sie hat aber nichts erlangt, als daß sie mit ihrem Gesinde das Schloß frei verlassen durfte. Darum hat sie heftige Klagen geführt und vielfältig über des von Weissenwolf Unbarmherzigkeit mit den Worten geschrieen: O Ungnade

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)