Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 224.jpg

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die Saracenen angeblich erschlagen worden. Da ist nach etlichen Jahren, da er fast vergessen, aber auch von seinem Tode noch keine gewisse Nachricht gekommen war, einer, so ihm an Gestalt, Rede und Geberden allerdings ähnlich gewesen, an den Tag gekommen, hat sich für ihn ausgegeben und durch allerhand Nachrichten und Wissenschaft den Verwandten und Freunden sich also dargethan, daß Jedermann glauben können, er sei der rechte und verlorengeglaubte Herr, ist ihm auch sein Antheil an der Herrschaft eingehändigt worden, worauf er sich verheirathet und Kinder gezeugt hat. Als aber endlich der Betrug durch Schickung Gottes an dem Orte, wo der rechte Herr erlegt und begraben war, ausgekundschaftet und der Betrüger zur gebührenden Strafe gezogen worden, da haben die Herrn Geblütsverwandten sich unter einander verglichen, künftig nur einen einzigen Taufnamen zu gebrauchen, und ist dieser Brauch auch bis dato geblieben.


250) Sage von dem Schenken von Tautenburg.
Peccenstein a. a. O. S. 285.

Das alte thüringische Geschlecht der Schenken von Tautenburg, die von der Burg Varila auch den Beinamen von Varila führten, hat auch für das Königreich Sachsen eine hohe Wichtigkeit, denn ein Johann Schenk v. Tautenburg ist von Herzog Albrecht von Sachsen 1498 seinem Sohne Herzog Heinrich mit nach Frießland als Hofmeister und Unterstatthalter beigegeben worden, und als bei einem Aufruhr der Friesen der junge Herr und sein Hof in Lebensgefahr gekommen und schon die Kette geschmiedet war, an welcher diese ihnen aufhängen wollten, und die nachmals in dem Neuen Stall zu Dresden zu sehen war, ist es dieser Schenke gewesen, der der Friesen Grimm solange mit Vorstellungen aufzuhalten gewußt hat, bis der Vater des jungen Herzogs mit Heeresmacht anlangte und die Aufrührer zu Paaren trieb. Es hat aber einmal ein Ritter aus dieser Familie (1274)

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_224.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)