Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 269.jpg

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betete. Am Neujahr 1643 stand sie vom Schlaf auf, war gar freudig und sprach: „O nun bekommen die Schweden die Stadt Freiberg nicht, heute sahe ich im Traume, daß zwar der Torstensohn die Stadt an einer Kette hatte, aber es kam ein vornehmer Reiter mit einem bloßen Schwerte geritten, der hieb die Kette mit einem Streich entzwei, daß der Torstensohn mit der halben Kette zurückfiel, darüber seine Soldaten erschracken und ausrissen.“ Nach 7 Wochen ging der Traum aus und der Feind mußte abziehen.


296) Der Name der Stadt Oschatz und die Wahrzeichen der Stadt.

Peccenstein, Theatr. Sax. Th. II. S. 9. Anders bei Segnitz Bd. II. S. 177. u. von Bechstein bei Günther, Groß. poet. Sagenbuch der Deutsch. Jena, 1846. Bd. I. S. 80. behandelt. – Curiosa Sax. 1733. S. 189. sq.

Die Stadt Oschatz soll nach der Sage dem Herzog Georg dem Bärtigen von Sachsen ihren Namen verdanken, weil sie unter allen andern die gehorsamste und fast sein Schatz gewesen sei. Nach einer andern Sage soll aber ein deutscher Kaiser (vermuthlich Otto der Große, 936-973, der allerdings die sächsischen Lande durchreist hat) einst mit seiner Gemahlin in die Nähe des Dölzebachs im Lande Meißen gekommen sein, wo man gerade mit der Erbauung einer Stadt beschäftigt war. Der Kaiser habe nun gehört, die neue Stadt habe noch keinen Namen, er habe also im Scherz seine Gemahlin aufgefordert, einen solchen zu erfinden, und diese, welche nicht gleich auf einen passenden gekommen, in der Verlegenheit geantwortet: „o Schatz, ach wie –“ Da soll der Kaiser freudig ihre beiden ersten Worte zusammengezogen und dem Orte den Namen Oschatz beigelegt haben.

Als Wahrzeichen der Stadt betrachtet man die in der Brüdergasse am Marstall in Stein gehauenen zwei Brustbilder, welche die beiden Brüder Dietzmann und Friedrich, Söhne Alberts des Unartigen, bedeuten, die auf ihrer Flucht von ihrem Vater an diesem Ort, als man sie eingeholt, gefangen

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)