Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 276.jpg

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benutzt. Weil nun aber der Abt also die Kirche um ihr Eigenthum brachte, soll er im Grabe keine Ruhe finden. Er wandelt also in dem Innungshause als Spukgeist herum und läßt sich oft mit Poltern hören. Gewöhnlich sieht man ihn aber auf dem Bodenraume desselben sitzen, wo die Traueranzüge der Bahrenträger und das Leichengeräthe der Tuchmacherinnung aufbewahrt wird. Sitzt er still da, so hat es nichts zu bedeuten, wirft er aber die oben genannten Gegenstände herum und handirt damit, so stirbt binnen 3 Tagen ein Tuchmachermeister.


308) Das Räthsel von der Mulde.

Der Joachimsthaler Pfarrer Matthesius aus Rochlitz, Luthers Freund und Tischgenoß, machte aus dem Worte MVLD folgendes Räthsel:

Rath’ was ist das? Drei Wasser-Stram[1]
Die ha’n Ein Syllb’, Ein’n deutschen Nam’,
Ein’s theuern Doctors[2] Namen zwar,
Ein’s frommen Weibes Sterbejahr[3].
Allen in vier Buchstaben steht:
„Gnad Dir Gott“ sprech’, wer hiefür geht!


309) Der Sächsische Götze Hennil.
Dithmar. L. VII. c. 50.

Die sächsischen Bauern haben in der Heidenzeit einen sonderbaren Hausgötzen gehabt, dem sie dienten und in den sie großes Vertrauen setzten, selbigem auch opferten. Sie hatten einen Stab, an dem sich oben an der Spitze eine Hand befand, welche einen eisernen Ring hielt, und dieser ward von einem Hirten in alle Häuser des Ortes herumgetragen und am Eingange von dem, der ihn trug, also angeredet: „Wache


  1. Die Zschopau, die Freiberger und Zwickauer Mulde.
  2. D. M. L. Doctor Martin Luther.
  3. MDLV (1555) starb die Wittwe Churfürst Moritzens.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_276.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)