Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 287.jpg

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welches auf einem 80 Fuß hohen Porphyrfelsen erbaut ist. Diese Burg ist schon seit dem 13. Jahrhundert in dem Besitz der Familie von Einsiedel gewesen und kann man noch heute in dem großen Familiensaale die Bildnisse der meisten Mitglieder derselben seit dem 15. Jahrhundert sehen. In der dasigen Kirche hat Dr. Martin Luther selbst mehrmals gepredigt und einst dem Heinrich Hildebrand von Einsiedel, dem er sehr gewogen war und an den er mehrere im Schloßarchiv noch vorhandene Briefe geschrieben hat, auf sein Befragen, ob die Bauern auch nach der Reformation noch zu frohnen hätten, zur Antwort gegeben, man müsse ihnen zwar Erleichterung gewähren, aber nicht Alles erlassen, denn „wenn der Bauer nicht muß, rührt er weder Hand noch Fuß“. Nicht allzulange nach seinem Tode ist ein gewisser Haubold von Einsiedel, dessen Figur noch heute in der Schloßkirche in Stein gehauen zu sehen ist, nach der Sitte jener Zeit nach Italien gereist, und hat einst bei einem Ungewitter an der Pforte eines tief in den Apenninen gelegenen Klosters um Aufnahme gebeten. Diese ward ihm auch gewährt, man ließ ihn ein und der Prior fragte ihn natürlich nach seinem Namen und dem Zweck seiner Reise. Kaum hatte er sich genannt, als derselbe sich forschend nach verschiedenen seine Familie betreffenden Einzelnheiten erkundigte, und als jener diese Fragen so beantwortete, daß kein Zweifel an seiner Identität bleiben konnte, legte ihm der Prior einen in der Klosterbibliothek befindlichen genauen Riß des Schlosses Gnandstein und alte Schriften vor, aus denen er ersah, daß an einem gewissen, nicht näher bezeichneten Orte desselben ein großer Schatz in einer mächtigen eisernen Kiste vergraben sei, es werde einmal etwas daselbst gebaut werden und man werde dann zufällig ein eisernes Kistchen finden, in dem sich 9 Pfeile und ein großer Schlüssel befänden, dieses solle man sorgfältig öffnen und nach der Seite zu, wo der Bart des Schlüssels hinweise, da solle man in die Mauer einschlagen und man werde auf die große Truhe, welche den Schatz enthalte,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_287.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)