Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 300.jpg

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ward, aus Argwohn, die Leute seien längst hinweg und der Bauer lasse ihn absichtlich so lange im Kothe stecken und spotte seiner. Nachdem nun endlich die Gerichte fort sind, kommt der Bauer fröhlich zurück, meldet dies seinem Herrn und hofft großes Lob und Dank verdient zu haben. Statt dessen schilt ihn aber der Junker, und als er sich entschuldigt, greift Saalhausen nach dem Degen und sticht ihn todt. Als er nun nach Hause gekommen, da hat er vernommen, wie gefährlich die Sache für ihn gestanden und wie schlecht er dem gelohnt, der ihm das Leben gerettet, und wie geschwind er zuvor zum Zorne gewesen, so sehr hat er hernach bereut. Weil nun seine Gefahr wegen so vieler Morde immer größer geworden, hat er sich außer Landes begeben und endlich durch großer Herrn und Potentaten Fürwort Gnade und Sicherheit erlangt. Darauf hat er aber ganz einsam gelebt und sich keiner Sache oder des Hauswesens mehr angenommen, sondern nur gebetet und sein voriges Leben herzlich bereut, dann aber um Kirche und Schulen sowie die Armen sich wohl verdient zu machen gesucht, auf daß auch Andere für seine arme Seele zu Gott beten möchten. Vor seinem Ende hat er befohlen, wenn er verstorben, solle man ihn zwar zu Schweta begraben, aber nicht in die Kirche, weil er sich der heiligen Stätte für unwürdig erachte, sondern in der Vorhalle oder Eingang und zwar mitten in dem Wege, damit man über ihn hingehen müsse, denn weil er im Leben so Manchem Gewalt angethan und auf ihn getreten, so solle ihn auch Jedermann wieder mit Füßen treten. Ferner hat er befohlen, ein Rad zu machen und solches über seiner Grabstätte in der Höhe aufzurichten, um damit anzuzeigen, daß er sich nicht werth achte, daß er unter der Erde liege, sondern mit so vielen Mordthaten wohl verdient habe, daß er auf das Rad gelegt werde. Weil er aber auch die Kirche zu Mügeln in seinem letzten Willen wohl bedachte, ist ihm in derselben ein großes steinernes Bild mit seinem Schild, Helm und Namen gerade der Kanzel gegenüber an der Wand gesetzt worden. Jenes Rad ist aber seit seinem Tode mehrmals

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_300.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)