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349) Der Ritter St. Georg zu Nauenhayn.
Kamprad a. a. O. S. 347 sq. S. Franke, Hist. d. Grafsch. Mannsfeld S. 122.

Der Ritter St. Georg soll ein Ahnherr und Vorfahr der Grafen von Mannsfeld gewesen sein, daher sein Bild vor Zeiten fast an alle Gebäude, Säulen, Brunnen, Wappen, Fenster, Scheiben und insonderheit auf die Mannsfeld’sche Münze gesetzt, auch in der Stadt Mannsfeld ihm eine Kirche zu Ehren erbaut worden ist.

Nachdem sich nun derselbe von Hause aus auf Reisen begeben und sich lange Zeit in Cappadocien aufhielt, hat sich’s zugetragen, daß in Lybien vor der Stadt Siloa in einem großen See ein gewaltiger giftiger Drache lag, der mit seinem Anhauchen viele Leute, die da vorüber ziehen müssen, getödtet und verschlungen hat. Ob nun wohl die Bürgerschaft wider ihn auszog, hat er sie doch wieder zurück in die Flucht gejagt. Weil sie aber Friede vor ihm haben wollten, gaben sie ihm alle Tage zwei Schafe hinaus, als es aber an Schafen mangeln wollen, beschlossen sie, daß täglich ein Schaf und durch’s Loos ein Mensch, welchen es treffen würde, hohen oder niedrigen Standes hinausgebracht werde. Da dieses nun auf des Königs einzige Tochter fällt und diese hinaus geführt wird, kömmt gedachter Ritter St. Georg und heißt sie, nachdem er die Sache erfahren, guten Muths sein, sprengt hierauf mit einem guten Pferde und Harnisch auf den Drachen zu und durchsticht ihn mit seiner Lanze. Darauf wird er lange Zeit beim König in großen Ehren gehalten.

Nach diesem reist er gen Meißen und hält sich in Staupitz auf, welches zwischen Leißnig und Döbeln gelegen war: von diesem ist dermalen aber nichts als der Name und einige Rudera übrig. Diese Gegend wird jetzt Auf den Staupen genannt, daselbst sind schöne Felder und die Bauern zu Wendishayn haben dieselben für einen Zins in Gebrauch. Auch das schöne große Gut zu Steinau bei Hartha soll einst dem

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_311.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)