Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 316.jpg

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wanderten aber zwei Schatten schweigend vom Kreuze nach dem Friedhofe. Seitdem hat Niemand den Mönch wieder gesehen.


356) Die Nixkluft bei Waldheim.

Poetisch beh. v. Ziehnert Bd. III. S. 111 sq. und Segnitz Bd. II. S. 105 sq. Novell. beh. von Winter in d. Constit. Zeit. 1854 Nr. 17.

Es ist bereits bemerkt worden, daß es in der Mulde Nixen geben soll, und hat schon Luther in seinen Tischreden (c. IX. vom Satan und seinen Werken f. 153. 160 sq. d. Leipz. A., s. a. Fincelius, Wundergeschichten Th. II. Lit. Y. 3.) ausdrücklich darauf hingedeutet, und die Sage läßt solche beim Kloster Zelle, in der Roßweiner Gegend unter dem Schlosser Berge, dem Troschauer Winkel, Nonnenholze etc. in männlicher und weiblicher Gestalt erscheinen. Allein namentlich erblickt man auch am Ufer der Zschopau bei Waldheim noch heute einen Felsen, in den vom Wasser aus eine Höhle hineingeht, welche die Nixkluft heißt und in die man jetzt nur auf Kähnen gelangen kann. Hier soll der Nixenfürst der Zschopau seine Wohnung haben. Dieser hatte drei schöne Töchter, welche sich gern unter die Menschen mischten. Sie gingen oft im Neumond nach dem eine halbe Stunde von Waldheim gelegenen Dorfe Dietenhayn zu Tanze. Ihre Kleidung war weiß, und trugen sie als Gürtel ein Band von grünem Schilfrohr, um den Hals ein Perlenhalsband und am Busen eine Wasserrose. Hier tanzten sie die ganze Nacht mit den jungen Burschen des Dorfes, wenn aber das Wasserröslein zu verwelken begann, dann gingen sie heim; denn dies bedeutete für sie, daß die Morgenröthe im Anbruch begriffen sei. Sie ließen sich auch von ihren Tänzern bis in den am Ufer befindlichen Wald bringen, dort aber bestanden sie stets darauf, daß jene zurückblieben. Dies thaten sie lange Jahre, denn ihre Schönheit blühte unvergänglich. Da faßten einmal drei junge Gesellen den Plan, sie über die gewöhnliche Zeit zurückzuhalten. Es gelang ihnen auch, durch süßes Kosen

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_316.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)