Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 338.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und nun gelang es ihm seine Behausung zu erreichen, er verfiel aber sofort in eine schwere Krankheit.


389) Das Räthsel von der Stadt Wurzen.
Chr. Schöttgen, Historie d. churf. Stadt Wurzen. Leipzig 1717. S. 10 sq.

Man hat von der Stadt Wurzen folgende Verse, welche zugleich die Wahrzeichen derselben angeben:

Rath, wenn Du rathen kannst, wo ist doch solche Stadt?
Die weder Schmidt, noch Schul, noch Kirch, noch Pfarrer hat,
Da auch ein solches Dach ist auf ein Thor gebracht,
Das weder Gott noch Mensch noch Teuffel hat gemacht?

Dieß bezieht sich darauf, daß früher in der Stadt Wurzen selbst zwar 110 Feuerstellen, aber keine Kirche, keine Schule, keine Pfarrwohnung, keine Baderstube, keine Garküche und kein Schmied existirten, denn sie waren alle vor den Thoren derselben. Daher sagte man von den Wurznern sprichwörtlich: wenn die Leute in die Kirche gehen sollen, so laufen sie zum Thore hinaus. Das eigentliche Wahrzeichen der Stadt war aber das Storchnest, welches sich auf dem neben dem Wenzelsthore befindlichen Thurm befand, war also ein Dach, welches weder Gott noch ein Mensch noch der Teufel gemacht hatte.


390) Das wunderbare Lutherbild zu Wurzen.
Schöttgen, S. 261.

In der Domkirche zu Wurzen befindet sich ein Bild Dr. M. Luthers, von dem folgende Geschichte erzählt wird. Es kam im 30jährigen Kriege einmal ein kaiserlicher Soldat in diese Kirche und ward dieses Bildes ansichtig. Er stieg also sogleich auf die Weiberstühle, zog seinen Degen heraus und wollte damit Luthern die Augen auskratzen. Weil nun aber ohnedem auf diese Stühle nicht gut zu treten war, so fügte es Gott wunderlich, daß er hinunterfiel und den Hals brach.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_338.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)