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449) Der Grabstein des Ritter Harras in der Thomaskirche zu Leipzig.
S. Schäfer, Wahrzeichen, Bd. I. S. 49.

Als ein Wahrzeichen Leipzigs galt sonst in der Thomaskirche der Grabstein des Ritters Herrmann von Harras, eines Kriegsobersten Kurfürsts Friedrich’s II. der im Bruderkriege aus Rache gegen die Vitzthume an einem Tage 60 Dörfer in Thüringen mit Feuer verheert hatte und deshalb der Brandmeister hieß. Er stellt ihn ganz geharnischt auf einem gebeugten Löwen stehend dar und giebt seinen Todestag als Lichtmeß 1450 an. Man erzählt nun folgende Ursache des Löwenattributes. Harras war in fremde Lande in den Krieg gezogen, während dessen hatte sich seine Braut mit einem Andern verlobt und der Teufel soll ihn davon unterrichtet und versprochen haben, daß wenn er sich ihm zu eigen geben wolle, er ihn noch vor Vollziehung der Ehe nach Leipzig schaffen werde. Harras willigte ein, unter der Bedingung, daß auch sein getreuer Löwe ihn begleiten dürfe, er legte sich darauf auf selbigem zum Schlafen nieder und in Leipzig angelangt, weckte ihn der Löwe durch sein Gebrüll, so daß er die Heirath noch verhindern und seine Braut selbst heimführen konnte.


450) Der Mönch und der Harnisch in der Paulinerkirche.
S. Schäfer, Bd. I. S. 50.

Der rechte Flügel oder Lied des dem h. Paulus geweihten Altars in der Paulinerkirche zeigt den Märtyrertod des am 25. März 1253 canonisirten Dominicaners Peter von Verona, das Volk aber glaubt, es stelle den Mönch dar, der der Sage nach anstatt des Markgrafen Diezmann im Rosenthale ermordet ward und noch sterbend das Glaubensbekenntniß mit seinem Finger, den er in sein eigenes Blut getaucht hatte, auf die Erde geschrieben haben soll.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_389.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)