Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 396.jpg

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der vormaligen Hallischen Bastei spatzieren ging, sah man ein dreibeiniges Ungethüm daselbst herumlaufen. Als Ursache erzählt man Folgendes. Als die alte Kirche der h. Katharina, welche der Katharinenstraße ihren Namen gegeben hat, eingerissen und an deren Stelle ein Haus gebaut ward, hat man auf dem Grunde derselben ein Glas gefunden, in welchem der einer besessenen Person einst von einem Mönch ausgetriebene Geist in Gestalt einer Mücke gebannt war, weil nun gleichzeitig die Hallische Bastion gebaut ward, so setzte man in das Fundament besagtes Glas und seit dieser Zeit ging dort das dreibeinige Thier um.


457) Die Riesenhand bei Leipzig.
S. Prätorius, Weltbeschreib. Bd. I. S. 591.

Als ein Wahrzeichen von Leipzig galt ehedem ein ganz nahe bei dem sogenannten Kuhthurme[1] liegender Stein, auf dem ganz deutlich der Eindruck einer 6fingrigen Riesen- oder Teufelshand zu sehen war. In diesem Jahrhundert scheint der Stein nicht mehr aufzufinden zu sein.


458) Der Gänserich zu Pegau.
Poetisch beh. b. Ziehnert. Bd. II. S. 199 sq.

In Pegau ist an dem sich an das Rathhaus lehnenden Elsterbrückenbogen, der die Ober- von der Niederstadt trennt, ein geköpfter Gänserich in Stein gehauen: der soll an eine hier im Jahre 1664 vorgefallene Begebenheit erinnern. Bis um diese Zeit ist dort nämlich ein Volksfest, das sogenannte Gänserichreiten gewöhnlich gewesen, wobei nämlich auf einem freien Platze ein Gänserich an einem Stricke 8 Ellen hoch über der Erde von einem zwischen zwei hohen Stangen ausgespannten


  1. In einer andern Ausg. d. Prät. B. v. 1667. Bd. II. Abth. 2. S. 206 steht durch Druckfehler irrig dafür „Kirchthurm.“
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_396.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)