Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 400.jpg

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er überlegte sich, daß er mit den Summen, die er auf das Gotteshaus und die Armen wendete, sich gute Tage machen könne, und so ward er bald ein Verschwender, und so freigebig er bisher gewesen, so geizig und hartherzig wurde er nun. Deshalb quälte er auch die Bauleute bis auf’s Blut, und wenn sie die Schelle hörten, da wußten sie auch, daß ihr Peiniger nahe. Siehe da geschah es, daß einst, als er mitten unter seinen Genossen bei reichbesetzter Tafel saß, ein furchtbares Gewitter heranzog und während er am wenigsten daran dachte, da fuhr ein furchtbarer Blitz herab, tödtete ihn und zerstörte zugleich auch den noch nicht beendeten Bau, was ihm aber noch von jenem Schatz geblieben, das trugen die Geister wieder dahin zurück, wo er es gefunden hatte, und sein ruheloser Geist, der nun die Stelle des früheren Wächters eingenommen hat, geht klagend und seine Gegenwart durch Schellen verkündigend, jede Mitternacht auf dem Gewinneberg auf und ab und hofft auf Erlösung durch einen andern Unglücklichen, dem jener Schatz beschieden ist.


461) Wie die Babuschen nach Groitzsch gekommen sind.
Poetisch beh. v. Ziehnert. Bd. I. S. 117 sq.

Bei Leipzig liegt das kleine Städtchen Groitzsch, dessen Hauptnahrungszweig in dem Anfertigen von sogenannten Babuschen[1] und Pantoffeln von Corduanleder besteht. Die Kunst diese ursprünglich türkische Fußbekleidung zu verarbeiten soll von einem Schuhmachergesellen aus Groitzsch, Namens Meyer, um das Jahr 1617 in seine Vaterstadt gebracht worden sein, und erzählt man, derselbe sei auf seiner Wanderung in der Fremde in die Hände eines Algierschen Corsaren gerathen


  1. Das Wort Bâbûsch stammt ursprünglich aus dem Persischen und ist dann in’s Arabische, Türkische, Französische, Deutsche und Neugriechische übergegangen. Ursprünglich waren diese Pantoffeln nur von Maroquinleder, ihre Form ist aber im Orient selbst verschieden. (s. Dozy. Dict. des noms des vêtemens chez les Arabes. Amst. 1845. p. 59 sq.).
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_400.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)