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und von diesem nach Constantinopel verkauft worden, dort sei er als Gärtnerknecht in die Gärten des großherrlichen Serails gekommen und habe daselbst mit einer Türkin Bekannschaft gemacht, dieselbe entführt und mit in sein Vaterland genommen. Da er nun aber keine Schätze mitgebracht hatte, so kam er auf den Gedanken, solche Pantoffeln zu verfertigen, wie er in der Türkei sowohl von Männern als Frauen hatte tragen sehen, und da er überdem im Auslande auch die Bereitung des Corduanleders gelernt hatte, so gelang ihm diese Speculation so gut, daß er nicht blos selbst dadurch reich ward, sondern daß auch seine Vaterstadt von da an fast ganz Europa mit dergleichen Schuhwerk versah.[1]


462) Die Melanchthonsbirnen zu Pegau.
Bechstein a. a. O. S. 512 sq.

Im Superintendenturgarten zu Pegau steht ein Birnbaum, dessen Früchte von ganz besonderem Wohlgeschmack sind und Melanchthonsbirnen genannt werden, und hat es damit folgende Bewandtniß, wie sie ein Zeitgenosse M. Andreas Göch, Superintendent daselbst, mit eigener Hand niedergeschrieben. Diese Birnart war ursprünglich in Zessen (Zöschen) zwischen Leipzig und Merseburg, wo. M. Göch Pfarrer war, zu Hause, und hieß alldort die Rewotzer (Rewitzer) Birne. Der M. Göch, ein eifriger Obstzüchter, wurde später Superintendent zu Pegau und ließ sich von Zessen Pfropfreiser bringen, um in Pegau ebenfalls diese Birnen zu ziehen.


  1. Nach einer andern Version der Sage wäre jene Begebenheit unter Wiprecht von Groitzsch gefallen, es hätte die Türkin Babuse geheißen, es wären die Liebenden durch die Wachen gestört worden, und hätte sich Meyer einen Schuh seiner Schönen mitgenommen, sei dann aber wieder ergriffen worden, als Sclave zu einem Gerber gekommen und nachdem er hier die Behandlung des Corduans gelernt, von diesem nach 4 Jahren freigelassen worden: in sein Vaterland zurückgekehrt, habe er angefangen, dergleichen türkische Schuhe zu machen und diese zu Ehren seiner verlorenen Geliebten Babuschen genannt.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_401.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)