Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 417.jpg

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Pfarrer dieses aufgezeichnet, man weder Kugel noch Schrot gesehen und gefunden.


482) Woher das Sprichwort: Fägel stillt seine Gäste.
Meltzer. S. 1099.

In Schneeberg hat einmal ein Fleischer, Namens Fägel, auf der Badergasse gewohnt, der seinen beiden Gästen, die zu Unfrieden gekommen, Friede geboten und deswegen auch nach dem Richter geschickt hat. Weil aber dieser etwas verzogen und die Gäste sich nicht steuern lassen wollten, hat er sie alle beide erstochen, darauf die Flucht genommen und dem Richter Hans Kämpffe, der ihm begegnet, auf sein Befragen geantwortet: „ei, Herr Richter, es ist unnöthig, daß Ihr Euch bemüht und hinuntergeht, ich habe sie alle beide gestillet, sie haben sich wohl müssen bedeuten lassen.“ Daher, als der Richter hinuntergegangen ist und die jämmerliche That befunden hat, Fägel aber inzwischen aus dem Lande entlaufen ist, ist von ihm das Sprüchwort entstanden: „er hat sie geschweiget oder gestillet wie Fägel seine Gäste.“


483) Das Schneeberger Sprüchwort: Toffel, das gilt Dir auch mit.
Meltzer S. 1100.

In Schneeberg ist lange ein Sprüchwort im Schwunge gewesen: „Toffel, das gilt Dir auch mit“, wenn nämlich einer die Schuld, wegen der ein anderer gestraft ward, auch an sich entdeckte. Es hat sich nämlich ein alter Schneeberger Pastor, Christoph Schindler, wie er Amtshalber etwas gestraft und freimüthig und unpartheiisch an sich selber diesen Fehler gefunden, immer dieses Ausdrucks bedient, auch manchmal diese und jene Amtsverrichtung aus diesem Grunde von sich gewiesen.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_417.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)