Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 525.jpg

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Wunderstein etwas abgeschlagen, vor die Schmiedeesse in das Feuer gebracht und zu einem Product geschmelzt, das wie Speise (Gemenge von Metallen und Halbmetallen) aussah. In der Probe, die auf der Saigerhütte gemacht wurde, hielt dieses Product 128 Loth Silber und 60 Pfd. Gaarkupfer. Ein Pfund von dem abgeschlagenen Felsen hatte dergleichen Speise ein Loth gegeben. Tages darauf muthete der Richter unverzüglich und zwar gleich geviert Feld: in wenig Tagen wurde auf 20 Muthungen beim Bergamt eingelegt, in vier Wochen stieg die Zahl auf achtzig und auf sechzig Lehnträger suchten ihr Glück und fast alle auf geviert Feld. Wenn man die Ruthe nach Kupfer und Silber schlagen ließ, war sie merkwürdiger Weise fast gar nicht in die Höhe zu bringen, man mochte auf dem Gebirge damit hingehen, wohin man wollte: was war also sicherer, als daß das ganze Gebirge Silber und Kupfer sein mußte? Alles lief nun nach dem Theesenwalde und es wimmelte von Leuten, die Erze in Haufen zusammenbrachten. Da machte man Proben im Kleinen, einige gaben gar keinen Gehalt, andere nur wenige Spuren von Kupfer. Man sah also ein, daß nicht das ganze Gebirge Erz war, sondern nur gewisse graue und braune Nester in demselben sich befanden, die freilich nicht ganz ohne Silbergehalt waren. Die schon halbbetrogenen Eigenlöhner und Gewerken verlangten nun ein Probeschmelzen im Großen und es fand sich ein Schmelzer aus Bayerfeld, in dessen Geschicklichkeit die Gewerke ihre letzte Hoffnung setzten. Die von Freiberg abgeschickten Hüttenleute mußten zurücktreten und dem Fremden Alles nach seinem Kopfe einrichten lassen. Aber die erste Probe ging schlecht, die gestrengen Bergarten konnten nicht zum Fluß gebracht werden, und durch andere Einrichtung des Ofens und Gebläses und Zusetzung anderer Kiese von Katharina Fundgrube zu Raschau und von Geyer brachten die Freiberger Hüttenleute das Gemenge zwar in Fluß, doch fiel nicht mehr Rohstein davon und dieser auch nicht reicher, als geschehen sein würde, wenn auch ohne Zusatz von den Theesenwälder Gebirgsarten die Catharinaer

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 525. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_525.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)