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Nach kräftiger Mahlzeit drückte er Thorhall und seinem Weibe Gudrun zum Abschiede die Hand. Ein stattliches Pferd wurde vorgeführt. „Nimm das zum Andenken von mir,“ sagte Thorhall, „und dazu unseren heißesten Dank!“ –

So schieden sie.

Auf dem Hofe Aas im Vatnsthale hielt er an. Der Bauer Thorwald begrüßte ihn und hörte den Bericht über seine letzte That.

„Ja, es war die härteste meiner Kraftproben und die Länge des Kampfes machte ihn so heiß!“

„Füg zum Mut die Mäßigung,“ sagte Thorwald. „Überwinde nicht bloß Riesen, sondern überwinde auch dich selbst, Gretter, dann bist du der Held von Island!“ –

„Dein Rat ist weise“, sagte Gretter, „aber ich fürchte, nach diesem Siege über den Glam bin ich noch leidenschaftlicher geworden, als ich war, und würde jetzt noch schwerer Beleidigungen ertragen!“ –

Er ritt nach Bjarg zurück. Sein Thatendurst war fürs erste gestillt und der Winter stand vor der Thüre.

Gretter spürte nach jenem Ringkampf eine große Veränderung in seinem Wesen.

Er war dunkelscheu geworden! Wenn der Tag erlosch und die Nacht herauszog, dann ergriff ihn eine unerklärliche Angst. Er hatte Furcht, allein zu sein, oder durch das Dunkle zu gehen. Er glaubte allenthalben seltsame Gesichter zu erblicken. Dann floh er vor sich selbst. Dann ergriff ihn der Durst nach Menschen und nach Gemeinschaft.

„Das hat mir der Glam angethan,“ sagte er. „Glam hat mir seine Augen gegeben!“ –

Gretter war damals, als er den Glam besiegte, zwanzig Jahre alt! –

Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/100&oldid=- (Version vom 1.8.2018)