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fühlen zu lassen, holte er mit voller Wucht aus, zielte mit dem Beil nach dem auf der Erde liegenden Klotz, und schlug zu. Aber die Schneide des Beiles glitt von dem Holze ab, ging seitwärts, und fuhr dem Gretter in das rechte Bein. Über diesem Knie entstand eine tiefe Wunde.

Der Getroffene griff zuerst mit der Hand nach der verwundeten Stelle, dann betrachtete er das Stück Holz genauer.

„Das Böse hat gesiegt!“ sagte er finster zu Illuge. „Sieh’ her, dies ist derselbe Klotz, den ich zweimal in das Wasser geschleudert habe. Es ist das Holz des Fluches, und heute ist der Anfang von unserm Untergang!“ –

„Gloem, du Unglücksmensch! Erst läßt du uns das Feuer auf dem Herde verlöschen, dann schleppst du uns dieses vermaledeite Holz hier ins Haus. Zum dritten Male wirst du uns den Tod bringen!“ –

Illuge verband dem Bruder sorgfältig die Wunde. Das Blut stillte sich, und Gretter schlief fieberlos die ganze Nacht hindurch. So vergingen drei Tage und drei Nächte. Der Schmerz ließ merklich nach. Und als der Verband zum ersten Male abgenommen wurde, hatte sich die Wunde fast geschlossen. „Ich denke, Bruder,“ sagte Illuge vergnügt, „diese Wunde wird dich weiter nicht belästigen!“ –

„Gott gebe es!“ erwiderte Gretter. „Aber meine Ahnung spricht anders. Sie bereitet mich auf das Allerschlimmste vor!“ –


Kapitel 51.

Schlimme Wendung.

Abends gingen die Brüder zu Bette. Gegen Mitternacht fing Gretter an zu stöhnen, und sich im Bette hin und her zu wälzen.

Illuge erwachte davon, und fragte: „Was fehlt dir Bruder?“

„Das Bein schmerzt mich so sehr,“ antwortete Gretter. „Auch

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/257&oldid=- (Version vom 1.8.2018)