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unter welchen man das Schiff brachte zum Schutz gegen die Witterung, wenn es nicht gebraucht wurde.

Sobald das fremde Schiff den Grund berührte, sprang die Besatzung ins Wasser. Gretter zählte sie. Es waren 12 Mann. Sie benahmen sich auffallend dreist, denn sie hoben ohne Umstände ihr Schiff in die Höhe und trugen es aus der See auf den Strand. Dann liefen sie zu der Schiffsscheuer hin, unter welcher das große Schiff Torfins stand. Niemals hatten weniger als 30 Mann dieses große Schiff nach der See hinabgezogen. Aber diese 12 Mann zogen es mit dem ersten Ruck bis an den Strand. Dann faßten sie ihr eigenes Schiff und hoben es in die Scheuer. Es kam dem Gretter so vor, als wenn diese Leute auf dem Hofe nicht willkommene Gäste sein würden. Dazu war er allein im Hause mit nur acht Knechten.

Sofort machte er sich seinen Plan. Er ging den Fremden freundlich entgegen, begrüßte sie sehr gewandt und fragte, wer sie seien und wie ihr Anführer heiße? Der Verlangte trat vor und sagte: „Ich heiße Thorer mit dem Beinamen Toemb und das ist mein Bruder Oegmund. Die Uebrigen sind meine Gesellen. Ich hoffe, daß euer Hausherr uns kennt! – Ist Torfin zu Hause?“

Gretter sagte: „Ihr seid Glückskinder! – Denn, wenn ihr die Leute seid, für welche ich euch halte, dann seid ihr zur guten Stunde gekommen. Der Hausherr ist fort mit allen seinen Männern und kommt erst nach dem Weihnachtsfeste zurück. Aber die Hausfrau und die Tochter sind zu Hause. Und, wenn ich hier einen Schimpf zu rächen hätte, keine bessere Gelegenheit könnte ich mir dazu wünschen! – Dazu findet sich hier alles in Hülle und Fülle, Bier und Speisen und was sonst das Herz erfreut.“

Thorer hatte den Redestrom des Gretter nicht unterbrochen. Dann wandte er sich zu Oegmund und sagte:

„Treffen wir es nicht gerade so, wie ich es vorausgesagt? Das paßt gut, um an Torfin Rache zu nehmen für seinen Anteil an unsrer Verbannung. Und dieser Mann hier in seiner Geschwätzigkeit kommt uns dabei trefflich zu statten!“

„Freund, dein Name?“

„Gretter!“

„Nun Freund Gretter, man braucht sich keine Mühe zu geben, um allen Bescheid von dir zu bekommen!“ –

Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/51&oldid=- (Version vom 1.8.2018)