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tief in die Felsen einschneiden, und, an den braunen, senkrecht abfallenden Wänden vorbei, glitt das Schiff auf stahlblauer Flut.

Viele Fahrzeuge, bald unter Riemen, bald unter Segel, begegneten ihnen; denn die kurze Zeit der langen Sommertage kauft hier jeder aus zu Freundesbesuchen, wie zur Erledigung von Geschäften.

Je näher man Vagar kam, je belebtet wurde die Wasserstraße.

Hier war Meßzeit. Die Produkte des Nordens, kostbare Felle, Wallroßzähne, dem Elfenbein fast ebenbürtig, getrocknete und gesalzene Fische, Thran, bald aus der Leber der Dorsche gepreßt, bald aus den dicken Speckseiten der Wallrosse und Wallfische gekocht, tauschte man aus gegen die Erzeugnisse des Südens. Und neben dem Kaufherrn kam der Vergnügungsreisende hierher. Denn zur Meßzeit sammelte sich in Vagar allerlei fahrend Volk, welches Vorstellungen gab.

Und auch manchem aus der Fremde zugereisten Freunde begegnete man auf diesem Markte. Genug, Vagar war zur Meßzeit ein Platz so gut für Geschäfte, wie für Kurzweil.

Gretter wurde hier von vielen Fremden, zu denen die Kunde seiner Heldenthat gelangt war, mit Achtung und Wärme begrüßt. Man sammelte sich um ihn, man suchte seine Bekanntschaft, man wetteiferte, ihn einzuladen, nicht bloß zum kurzen Trunk, sondern auch zum längeren Aufenthalt daheim.

Er lehnte ab. „Ich gehe zurück zu meinem Freunde Torfin,“ sagte er. So mietete er denn im Herbste einen Platz auf einem Küstenfahrer, welcher einem Manne, Namens Thorkel[1], gehörte. Der wohnte in Salft auf Halogaland[2] und war ein sehr angesehener Bauer. Als Gretter bei Thorkel abstieg, empfing ihn dieser sehr gut und bot ihm Winteraufenthalt in seinem Hause an. Gretter, durch seine Freundlichkeit gewonnen, gab die Weiterreise zu Torfin auf und blieb diesen Winter in Thorkels Hause.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. isl. Þorkell
  2. evtl. im Saltfjorden (von altnord. salpti; vgl. Salten)


Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/61&oldid=- (Version vom 1.8.2018)