Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 068.jpg

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Da beweinte sie ihren theuern Gemahl für todt, und legte Trauerkleider an, und trauerte um ihn in ihrem Herzen, und vergoß viele Thränen um ihn, und gab alle Hoffnung auf, ihn je wieder zu sehn. Denn sie glaubte seine Thiere möchten ihn selbst zerrissen haben oder er möchte in einem einsamen dichten Walde vom Felsen gestürzt sein, und hülflos seinen Geist aufgegeben haben.

Aber sie ließ fort und fort noch nach ihm suchen; denn sie hoffte, doch seine Gebeine noch zu finden, um ihnen ein ehrlich Begräbniß geben zu können.

Und der alte König trauerte mit ihr um seinen Eidam, als um einen gestorbenen Sohn.

6.

Brunnenstark war aber die Straße rechts gezogen, als er von seinem Bruder Brunnenhold sich schied am Kreuzwege. Und er war weit umhergezogen im Lande; und zog weiter, und weiter durch fremde Länder, und ward allem Volk wohlthätig, durch das er zog. Denn wo er hinkam, reinigte er das Land von Drachen und Lindwürmern, an die sich zuvor niemand getraut, daß der Hirte hinfort ruhig sein Vieh zur Weide führte, und der Landmann sorglos sein

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_068.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)