Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 081.jpg

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Des Morgens darauf machte sich aber Brunnenhold sogleich auf mit seinen Thieren, und setzte sich in das Drachenschiff seiner Mutter, und wünschte sich von dannen, seine betrübte Gemahlin zu trösten. Da ließ sich das Schiff nieder in dem Garten seines Schlosses. Und als er in den Schloßhof trat, saß Helgrita, seine Gemahlin, eben im Erker ihres Gemaches und weinte wieder um ihren verlorenen Gemahl. Als sie ihn aber ersah, und an seinen Thieren zuerst erkannte, wollte sie ihren Augen nicht trauen. Aber er eilte hinauf zu ihr, und bewillkommte sie, und ihre Trauerthränen wurden zu Freudenthränen.

Und das Volk drängte sich nach in den Schloßhof, und verlangte ihn zu sehen. Denn die Mähre von seiner Ankunft hatte sich schnell durch die Stadt verbreitet. Und als er hinaustrat auf die Stufen des Schlosses, scholl ihm ein tausendstimmiges Freudengeschrei entgegen. Und die Aeltesten kamen, und huldigten ihm. Denn der alte König, der Vater seiner Gemahlin war seitdem gestorben.

Darauf zog er mit seiner Gemahlin auf etliche Tage hinüber zu Brunnenstark, und stellte sie seiner Mutter Armina vor. Diese ließ aber auch vor sich treten Albruna, ihres Brunnenstarks Gemahlin, und legte beiden die Hände auf’s Haupt, und küssete beiden die Stirne, und gab ihnen ihren mütterlichen Segen.

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_081.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)