Seite:Grimm Linas Maerchenbuch I 066.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Und doch bittet er oft kindisch,
Daß ich ihn doch streicheln möchte.
Heiß ich ihn dann von mir gehen,
Dann entfernt er sich gehorsam.
Aber immer will mir’s scheinen
Seine Augen würden trübe,
Als wenn Thränen kommen wollten,
Und ich fühle oft dann Mitleid,
Ordentlich, als wär’s mein Bruder.
Wär er nur nicht gar so garstig,
Würd’ ich ihn einmal doch streicheln,
Denn ich bin ihm gut von Herzen,
Wie ich gut war meinem Vater.
– – Meinem Vater! – ach, der Arme!
Wie’s ihm gehn mag? wüßt ich das nur!
Wie er sich gegrämt mag haben?
Wüßt’ er nur, daß ich noch lebe,
Daß es mir so gut ergangen!
– – O, wie schön wars doch zu Hause!
Und wie mag es jetzt dort gehen? –
Ach, vielleicht ist er gestorben
Gar vor Gram um meinetwillen.
Lieber Vater! – Armer Vater!
 (Sie weint.)

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_066.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)