Seite:Handbuch der Politik Band 1.pdf/254

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Diverse: Handbuch der Politik – Band 1

Allerdings hängt, wie überall in der Verwaltung, insbesondere in der Gemeindeverwaltung, das richtige Verfahren zunächst ab von der richtigen Organisation. Die Fehler unserer Staatswirtschaft, zumal der Staats-Geldwirtscliaft sind zu nicht geringen Teilen zurückzuführen auf bürokratische Massnahmen, die durch fehlerhafte Einwirkung der Parlamente gesteigert worden sind, während ein richtiges Zusammenwirken von Berufsbeamtentum und Vertretern der Selbstverwaltung dahin führen müsste und könnte, dass die richtigen Gedanken in der öffentlichen Wirtschaft genau so verwirklicht würden wie im Einzelhaushalt. Wenn in den Gemeinden trotz der im ganzen brauchbaren Organisation der Selbstverwaltung so viel finanzpolitische Fehler gemacht worden sind, so beruht das darauf, dass nur zu häufig nicht die richtigen Leute an die richtige Stelle gekommen sind, wobei manche veralteten Bestimmungen unserer Städte- und Gemeindeordnung, insbesondere die mit der Entwicklung der Wohnungsverhältnisse ganz und gar nicht mehr in Einklang stehende Bevorzugung der Hausbesitzer, einen recht ungünstigen Einfluss ausgeübt haben. Es muss durch die Gestaltung der Organisation darauf hingewirkt werden, dass das Verantwortlichkeitsgefühl des Beamten durch die Mitwirkung der Vertreter der Bürgerschaft nicht gelähmt, sondern gesteigert werde, und, dass ein vertrauensvolles Zusammenwirken beider Arten von Regierenden die in unserem Beamtentum wie die in unserer Bürgerschaft vorhandenen Kräfte zur richtigen Entfaltung bringe. Diejenige Organisationsform in der Kommunalverwaltung, in der dieses Ziel weitaus am besten erreicht worden ist, ist zweifellos die Verwaltungsdeputation, d. h. ein Organ, bei dem Beamte und Bürger in ständiger Wechselwirkung und gemeinsamer Verantwortung arbeiten. Eine weitere Entwicklung dieses Gedankens in unserer Gemeindeverwaltung wird auch den Gemeindefinanzen zugute kommen.





16. Abschnitt.


Statistik und Politik, insbesondere Verwaltungsstatistik.
Von
Von Kaiserl. Unterstaatssekretär z. D. Dr. Georg von Mayr,
o. Professor der Statistik, Finanzwissenschaft und Nationalökonomie an der Universität München.


Literatur:

L. v. Stein, Handbuch der Verwaltungslehre I. Bd. Stuttgart 1887. S. 186 u. ff.
– E. Mischler, Handbuch der Verwaltungsstatistik. I. Band. Stuttgart 1892.
– H. v. Scheel, Die Statistik als Teil der Verwaltung in v. Schönberg, Handbuch der polit. Ökonomie III. 2. 4. Aufl. Tübingen 1898. S. 219 u. ff.
– G. v. Mayr, Statistik und Gesellschaftslehre; I. Band: Theoretische Statistik (Handbuch des öffentlichen Rechts, Einleitungsband, Freiburg und Leipzig 1895 (2. Aufl. im Druck); II. Band Bevölkerungsstatistik 1897; III. Band Sozialstatistik Lieferung 1 bis 4, 1909 u. 1913). (Mit Band III wird die Moralstatistik zum Abschluss kommen, Band IV wird als Schlussband die Bildungs- Wirtschafts- und Politische Statistik behandeln).
– G. v. Mayr, Begriff und Gliederung der Staatswissenschaften. 3. Aufl. Tübingen 1910 (Enthält S. 128–160 eine Skizzierung des gesamten Systems der Statistik).
– A. Meitzen, Geschichte, Theorie und Technik der Statistik. 2. Aufl. Stuttgart und Berlin 1903.
– G. v. Mayr, Die Bedeutung der Statistik für die Verwaltung und die Wissenschaft (Zeitschrift für schweizerische Statistik 1909). S. 683 u. ff.
– F. Kühnert, Die Beziehungen der Verwaltung zur Statistik (Verwaltung u. Statistik), Monatsschrift 1911. S. 1.
– R. Jaeckel, Statistik und Verwaltung mit besonderer Berücksichtigung der preussischen Verwaltungreform i. Jena 1913.
– J. Conrad, Grundriss zum Studium der politischen Ökonomie IV. 1. Geschichte und Theorie der Statistik. Bevölkerungsstatistik 3. Aufl. Jena 1910; IV. 2. Die Statistik der wirtschaftlichen Kultur 1. Hälfte: Berufsstatistik, Agrarstatistik, Forst- und Montanstatistik, .Jena 1904; 2. Hälfte Gewerbsstatistik von A. Hesse, Jena 1909.
– K. Platzer, Jahrbuch der Statistik, eine internationale Übersicht der statistischen Verwaltung und Wissenschaft 1. Jahrg. 1909. Strassburg
– K. Platzer, Organisation des statistischen Dienstes (Die Statistik in Deutschland nach ihrem heutigen Stand, Ehrengabe für Georg v. Mayr, herausg. v. Fr. Zahn, München u. Berlin 1911, Band I, S. 148 u. ff.).
Wilms, Über Verwaltung und Statistik (Vortrag in der deutschen statistischen Gesellschaft 1912)
Al. Kaufmann, Theorie und Methoden der Statistik. Tübingen 1913. S. 188 u. ff.


Zur Einleitung einer Überschau des Wesens, des Inhalts und der Bedeutung der Verwaltungsstatistik in diesem Handbuch der Politik ist es wohl angemessen, im allgemeinen die Funktion der

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Handbuch der Politik – Band 1. Dr. Walther Rothschild, Berlin und Leipzig 1914, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Politik_Band_1.pdf/254&oldid=- (Version vom 31.7.2021)