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tun, als sich verzweifelt seiner Haut zu wehren u. an der Front von Tunis kann es nicht gut stehen, sonst würden unsere Heeresberichte nicht so kurz u. schweigsam sein. Ich erwarte das Ende von dorther. – Frau Prof. H. war vor einiger Zeit in Italien, – ihr Mann sollte an der Universität Mailand einen Lehrstuhl erhalten, doch hat es sich zerschlagen. Aus ihren Andeutungen glaube ich entnehmen zu können, daß der Grund dafür die sehr schlechte, italienische Stimmung gegen Deutschland ist. Man liebt uns heute dort weniger denn je.

     Die Frauenschaftsleiterin im Ort, Frau Siegert, hat gestern abend einen „Weihnachtsabend“ für die Kinder des Dorfes veranstaltet. Mir wurde erzählt, daß „Weihnachtslieder“ gesungen worden seien, d.h. es wurden Umdichtungen alter Weihnachtslieder auf modernen, „zeitgemäßen“ Text gesungen unter Ausschaltung jeglichen christlichen Inhaltes. Dann hat Frau S. den Kindern einen Vortrag über die Verworfenheit der jüdischen Rasse gehalten. –

Donnerstag, den 17. Dezember 1942.     

     Es scheint, daß das Donnerwetter, welches ich über Harald Langhinrichs entladen habe, unerwartet gute Früchte gezeitigt hätte. Zwar ist der Vater beleidigt, anstatt seinen Sohn anzuhalten, sich zu entschuldigen, aber er läßt es sich nicht anmerken, weil ihm an unserem Wohlwollen aus wirtschaftlichen Gründen viel gelegen ist. Auf die beiden jungen Gemüter Trude Dade u. Kurt Spangenberg hat aber mein Zornausbruch wunderbar gewirkt. Zunächst haben beide meiner Frau ihre unverholene Freude zu erkennen gegeben, womit die beiden zeigten, daß sie Harald nicht leiden mögen, u. jetzt sind beide in ihrem Benehmen mir gegenüber sehr respektvoll. Ich hatte das nicht erwartet. Wer kann sich in das Gemüt dieser einfachen Menschen hineindenken! –

     Heute wurde im Heeresbericht zum ersten Male zugegeben, daß Rommel von neuem weiter zurückgegangen ist, nachdem man schon seit einer Woche gerüchteweise davon spricht.

     Heute Brief von Fritz, – wie immer außerordentlich nett. Klaus hat sich den Fuß gebrochen, sodaß er in Brüssel in seinem eigenen Lazarett liegen muß. Die Muße wird ihm gut tun. – Fritz hofft auf Urlaub Ende Januar.

     Frl. v. Tigerström hat uns gestern verlassen um mit ihrem Bruder nach dem Allgäu zu fahren, wo sie bis März bleiben will. Sie war heute noch in Kükenshagen bei ihrer Großmutter, um ihren heutigen Geburtstag dort zu verleben. Wir telephonierten mit ihr. –

Sonntag, den 20. Dezember 1942.     
4. Advent.     

     Noch drei Nachmittage haben wir das Geschäft geöffnet, dann ist Schluß bis zum Frühjahr. Gott sei Dank! – Seit dem 1. November sind 64 Pakete oder Päckchen gepackt u. fortgeschickt worden, der Erlös dafür dürfte 6 – 7000 Rm. erbringen, wovon wir bis zum Frühjahr gut leben u. neue Ware einkaufen können, falls es welche gibt. Es ist

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Hans Brass: TBHB 1942-12-15. , 1942, Seite 003. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1942-12-17_001.jpg&oldid=- (Version vom 25.4.2024)