Seite:Hans Schiltbergers Reisebuch.djvu/021

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
8. [Wunderbares erscheinen von nattern bei Samsun. Bajasid verleiht Dschanik einem bulgarischen prinzen.]

[E]s ist zu mercken ein groß wunder, das pey der selben stat Samson geschach den zeitten, als ich bey dem Weyasit was. Es kamen umb die stat als vil nattern und schlangen, das sie die eben umb die stat wol ein meyl wegs umb legt hetten. Der selben nattern kamen ain thayl auß dem mere und ain tayl auß ainem grossen walde, wann das landt, das zu Samson gehört, das heyst Tzienikh und ist ain holtzigs landt und hatt groß welde, da von was der nattern ein tayl komen; und die nattern hetten ir samlung neun tag, ee das sie mitt ainander stritten. Nun dorfft nymandt vor dem gewürm auß der stat vor sorgen; und sie thätten doch den leutten noch dem viech kainen schaden; so schueff auch des landß und der stat herre, das man dem gewürm auch nit[1] tete und er sprach, es wär ein zaichen von dem almächtigen Gott. Und dornach an dem zehenden tag komen die schlangen an ainander und stritten von dem morgen pyß zu der sunnen unterganck; und do der herre und das volck des gewar wurden, do hyeß der herre ein thor auff thun und reytt mitt ainem clainen volgk für die stat und beschaut der natteren vechten und sach, das die wassernattern den waltnattern weychen musten[2]. Und des anderen morgens raytt der herre für die stat und wolt sehen, ob das gewürm noch da were; do vand er nichts, dann die toten natteren, die hyeß er zusammen klauben und zelen, der waren acht thausendt; den hyeß er ain gruben machen und hyeß sie dorein werffen und decken mitt erttrich und schickt zu dem Weyasit, der zu den zeitten ein herre der Thürckey was und hyeß im das wunder sagenn; der nam im das zu ainem grossen glück für, wan er die stat und das landt neulich hett gewonnen und maynt, das die merenattern untergelegen wären, das wer von dem almächtigen Gott ein zeichen, als er gewaltiger herre und chönig des lands pey dem mer wer, so wolt er auch mitt hilf des almächtigen Gottes des meres gewaltiger herre werden.


  1. nichts.
  2. Ähnliche sagen finden sich noch heute vielfach in den kaukasischen ländern vor; eine davon erzählt, wie unser text, einen kampf zweier schlangenvölker am Ararat, wobei der angriff der fremden schlangen zurückgeschlagen wurde. (Haxthausen I. s. 318.)
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift.. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/021&oldid=- (Version vom 1.8.2018)