Seite:Hans Schiltbergers Reisebuch.djvu/056

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Auch wann aines stirbt und wann man es besungen will, so geben sie den pristern und den leuten, die da sein, geswelten waitz zu essen; und das halten sie auß der alten ee[1] und den selben wayttzen hayssen sie koloba[2]; auch waschen sie ir toten, ee das sis begraben.

Ir priester die chauffen und geben wider hin als ander kauffleut; ir priester schencken auch wein.

Die laien vastendt das advent viertzig tag und den heylligen zwelffpoten vasten sie XXX tag[3]; die rechten vasten vasten sie fünfftzig tag; sie vasten assumpcione Marie XV tag.

Sie halten nur trey unser frauentag im jare; sie halten den liechmeßtag nicht.

(60) Der chaiser zu Constantinopel macht selbs [patriarchen] und verleycht selber alle gotsgab der kirchen und ist herre der geystlichen und weltlichen gericht, als verre sein landt werdt.

Ich han es vil gehörett von den Krichen, das chaiser Constantinus von Rom ist außgezogen mit viel chyelen und galein und ist chomen in Krichenlandt und ist chomen an die stadt, do Constantinopel an liegt; do ist ym von Gott ein engell erschynnen, der sprach zu im: „Hye soll dein wannung sein; nu sitz auff din pferdt [und lug nit umb] und reytt pald [bis an die stadt, da du hast angehept zu reytten]; und do saß er auff und raytt [wol ein halben tag]; und do er schir was chomen an die stadt, do er auff was gesessen, da lugt er umb; do sach er die maur noch im her wachsenn, wol ains mans hoch ob der erden, und an der stadt, do er hatt umgelugt do will kain maur pleyben untz an die stadt, do er angehebt hatt zu reyttenn; und ist wol zwaintzig schritt weytt oder mer; und man hatt es vil versucht, das man gemaurt wolt haben, es hatt aber chain maur nie pleiben wollen. Denn es ist gegen dem


  1. D. i. »nach dem alten testament«, in wirklichkeit jedoch nach dem neuen, indem die worte Christi bei Joh. 12, 24 die griechische kirche zur einführung dieses weizenopfers als eines symbols der auferstehung der toten veranlassten.
  2. Das kolybaopfer besteht aus einer großen schüssel mit gekochten weizenkörnern, wozu man, um sie angenehmer zu machen, noch zuckerbrot, mandeln, rosinen u. dgl. legt; man schickt es neun tage nach dem begräbnis in die kirche (Tournefort I, s. 193).
  3. Die fasten zu ehren der apostel Petrus und Paulus erstrecken sich von Pfingsten bis zum Peter-Pauls-tag und sind demnach von unterschiedlicher dauer.
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift.. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/056&oldid=- (Version vom 1.8.2018)