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zehen poten; und inn dem selbigen stain ist die höl, do Moises inn lag, do er vastet XL tag.

Von dem selbigen tal gett man inn ein groß tal und chompt auff ein perg, do Sandt Katherin von den engelln wardt hingetragen; und in dem selbigen tal ist ein kirchen geweycht in XL marterern eren und die münch singen offt meß da; und das tal ist kalt; so gett man dann auff Sant Katherin perg und do wardt Sant Katherin auff getragen und do ist chain kirch noch nichtz dann ein hauffen stain, der ligt an der selbigen stadt; es ist vor ein capellen da gewesen, sie ist aber zestört.

Es sein auch zwen perg, die do haissen Sinai; sie sein nachendt pei ainander und dorumb haissen sie pede Sinai; es ist nur ein tal entzwischenn.


42. (39.) [Der dürre baum bei Mambre. Nazareth.]

[N]icht verre von Ebron ist das Mambertal; und da ist der türr paum, den haissend die haiden Kurruthereck, man haist in auch Sirpe; und der ist gewesen seyt Abrahams zeitten und ist alleweg grün gewesen, huntz das unser herre an dem creutz starb, do wardt er thürr[1]. Nun vindt man in der prophecei, das ein fürst soll gewesen sein gen occident wärtz der sunnen und der soll das heillig grab gewinnen mitt den Christen und soll meß lassen haben unter dem thürren paum und so soll der paum wider grün werden und frucht pringen[2]. Die haiden haben den paum in grossen eren und hütten sein wol. Der paum hatt die tugendt, wer den valleten sichtumb hat und wann er des paums pei im tregt, so velt er nymmer; und vil ander tugent hatt er an im; darumb haben in die haiden in grossen eren und hütten sein gar wol.

Item von Jherusalem sein zwo gut tagweyd gen Nazareth, da unser herr erzogen ist worden und ist etwan gewesen ein gute stadt; nun ist es ein clain dorff und die heuser steen verr von ainander und hatt scheyb umb sich gepirg. Und do ist ein kirch


  1. Eine halbe stunde westlich von Hebron ist die eiche Abrahams, die für einen überrest des haines Mambre gilt. Die beiden »heidnischen« namen finden sich im glossar erklärt.
  2. Der herrscher, welchem die sage die oben erwähnte rolle zuschrieb, war der Staufer Friedrich II, der verzaubert im innern eines berges schlief (Scherer s. 100).
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/078&oldid=- (Version vom 1.8.2018)