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63. [Gründung der armenischen kirche durch Gregor den erleuchter.]

[D]ie Armenigen gelauben an die helgen trivaltikeit. Ich hab es wol hören predigen in iren kirchen, ich pin viel zu ir meß gangen, wer iren glauben bestett hab, und die sein gewesen Sant Bartholmeß und Sant Thatee, die zween zwelffpoten, und die haben die Armenigen bechert zu christenlichen glauben; aber sie haben sich offt wider umbgeschlagen gehabt.

Es ist gewesen ein heylliger man, hat gehaissen Sant Gregorius, und der chönig zu Armenia ist sein vetter gewesen und ist zu der zeit gewesen, do Sant Silvester pabst ze Rom ist gewesen. Und der chönig zu Armenia starb und ist ein guter Christ gewesen; und do wart sein sun chönig, der hyeß Derthat und was gar ain starck man und hett viertzig ochsen crafft und was die zugen oder huben, das hub er allain; und der selb chönig hat gepaut die grossen kirchen pey Betlehem als vor geschrieben stet[1]; und do er chönig wart noch seinem vater, do schlug er umb und wart zu ainem haiden und was ein grosser ächter der cristenhait; und er vieng seinen vettern Gregorium und sprach im zu, er solt sein aptgot anbeten und des wolt der salig man nicht thun und do legt er in inn ein grub und do waren vil nattern inn und vil pös gewürme und die solten in essen, sie deten im aber nichts; und do lag er zwelff jar.

Und in der selben zeitt waren heylge jungkfrauen chomen von welschen landen gen Armenia und predigten christenlichen glauben; und do es der chönig erhört, da hyeß er sie für in pringen; do was aine unter in, die hyeß Susanna und die was gar schön und die hyeß er im füren in sein gemach und wolt sie bezwungen haben zu unkeusch, und wie starck er was, noch chunt er der junckfrauen nichts angewinnen mit aller seiner crafft, wann Got was mit ir. Und das wardt dem heylgen man Gregorio gesait inn der fancknuß und der sprach: „O das pöeß schwein“. Und an der stund wardt der chönig ein schwein und viel ab dem chönigsstul und lieff gen holtz. Also wardt ein grosse


  1. An keiner früheren stelle findet sich eine beschreibung von Bethlehem und der dortigen basilika, welche übrigens von kaiser Konstantin erbaut ward.
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/106&oldid=- (Version vom 1.8.2018)