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Transport von schwer verwundeten Kriegern verwendet[1]. Aber das Schlimmste sollte erst noch kommen. Am 5. November rückten nämlich russische Truppen von Plauen her gegen die Franzosen vor, die von der von ihnen besetzten Pulvermühle aus bis in den Weißeritzholzhof zurückweichen mußten. Zwar gingen die Russen dann freiwillig wieder zurück, vernichteten aber dabei, um ihren Rückzug zu decken, außer anderen Gebäuden auch das Spiegelwerk[2]. Diese auch aktenkundige Mitteilung widerlegt die noch zu gegenwärtiger Zeit wohl allgemein giltige Annahme, daß die Zerstörung der Spiegelschleifmühle bereits im Oktober und zwar durch die Franzosen erfolgt sei[3]. Über die Vernichtung jenes Werkes berichtete der damalige Inspektor desselben (Pauli) an den Vicelandrentmeister Schneider kurz nach jenem Ereignisse wörtlich folgendes: „Ew. Wohlgeb. habe ich gehorsamst anzuzeigen, daß am 5ten dieses (November) Nachmittags um 4 Uhr, die sämtlichen Gebäude des Königl. Spiegel-Schleif- und Polierwerks, von den Rußen auf allen Ecken und in den Stuben in Brand gesteckt und hierdurch gänzlich ein Raub der Flammen geworden sind. Die Schleif- und Poliermaschine ist dabey gänzlich verbrannt und selbst die in dem Grundwerke liegende Waßerwelle ist nicht verschont geblieben. Es stehen von dem Hauptgebäude nur noch die vier ausgebrannten Mauern, alle übrige Gebäude nebst Allen, was darinnen befindlich gewesen (außer den beyden Thorwegen und der Gartenmauer) liegen in einen Schutthaufen verwandelt. – Von diesen großen Unglücke gehorsamste Anzeige zu thun, habe ich mich ganz außer Stand befunden, weil ich kurz vor Anlegung des Feuers von den Rußen, nachdem solche den Feind aus der Fabrick vertrieben, rein ausgeplündert, gemißhandelt, und mich nebst sämtlichen Fabrikanten mit in das Hauptquartier – (es befand sich bei dem Dorfe Koschütz) – genommen hatten, von wo aus wir mit einer Sicherheitskarte entlaßen und die Zeit über in Döltzschen uns aufgehalten haben“[4].


  1. FA., Rep. 9, Loc. 2974n, Bl. 76. 77.
  2. Baumann, Kriegs- und Familienscenen etc., S. 132. 133.
  3. Lindau, Geschichte Dresdens, Bd. 2, S. 639. Dritte Beilage des Dresdner Anzeigers vom 14. April 1879.
  4. FA., Rep. 9, Loc. 2974n, Bl. 78.