Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/132

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mußte daher allen in der königl. Amts- und des Rats-Ziegelscheunen befindlichen Vorrath verabreichen und verwies ihn im Übrigen an die Pillnitzer und Sedlitzer Ziegelscheunen. – Nachmittags 2 Uhr, nach Eintreffen der Nachricht, daß die vereinigte Armee bei Wilsdruff mit den Preußen im Gefecht sei, wurde zu jedermanns Schrecken in der Stadt Lärm geschlagen, auch das Wilsdruffer Thor wieder gesperrt.[1] Zugleich erfolgte der Aufbruch der königl. Herrschaften nach Böhmen und Prag. Zu den Thoren hinaus war Alles auf der Flucht begriffen, Niemand wurde in die Stadt gelassen, überall auf der Festung hatten die Kanoniere sich in Bereitschaft gesetzt und die Garnison an verschiedenen Orten der Stadt sich zusammengezogen; doch brachten bald 2 Kouriere die Nachricht, daß die Preußen sich zurückgezogen hätten.[2]

Am 20. September wurden im Namen des Generalmajors d'Augee zum Magazin, der Feldbäckerei, der Schanz- und anderen Arbeit viele Arbeiter erfordert, und, da solche nicht aufzubringen waren, durch Miliz von den Gassen weggenommen – Man bekam Nachricht, daß das preußische Korps, welches sich in guter Ordnung zurückgezogen, zu Scharfenberg unweit Meißen Posto gefaßt habe.[3]

Am 21. September wurden 60 Arbeiter zu der neuen Feldbäckerei für die Daunsche Armee auf dem Platze bei dem weißen Thore in Neustadt verlangt; das versprochene Lohn bestand in 10 Kreuzern und einer Portion Brot auf jeden Tag. Aller Mühe ungeachtet konnten aber nur 15 Mann zusammengebracht werden, weil so viele Arbeiter bereits aufgeboten, teils auch mit Gewalt von der Miliz von den Gassen weggenommen oder, wenn sie sich auch freiwillig gestellt hatten, übel behandelt und anstatt der versprochenen baren Bezahlung mit Schlägen traktiert worden waren, daher aber es vorgezogen hatten, sich


  1. G. XXXII. 126c. Bl. 39b. flg. und G. XXXII. 78 Bl. 11.
  2. G. XXXII. 78 Bl. 11a.b.
  3. Fortges. Diarium, was nach der Eroberung etc. der Kön. und Churf. Sächs. Residenzstadt Dreßden vom 14. bis 21. Septbr. 1759 vorgegangen und Dreßdn. Merkw. des 1759. Jahres, S. 74.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/132&oldid=- (Version vom 10.9.2023)