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und mithin diesen Stadtteil von gedachter Seite gänzlich befreit, damit aber gleichzeitig die Wege nach Bautzen, Stolpen und Pirna von allen feindlichen Streifereien frei gemacht. Das schwarze Thor ward nunmehr wieder geöffnet und ein jeder ausgelassen. Viele Tausende der aus der brennenden Altstadt geflohenen Einwohner flüchteten nun aus Neustadt weiter auf die Weinberge und nächstgelegenen Dörfer und Ortschaften. – Die Daunsche Armee schlug am Abend und in der folgenden Nacht zwei Schiffbrücken, die eine bei der Schiffmühle unterhalb, die andere bei dem „Bäre“ oberhalb der Stadt. Demungeachtet dauerte diesen Abend und die ganze Nacht hindurch, wie auch am Sonntag, 20. Juli, das Bombardement in heftigster Weise fort und es gingen auf der Kreuzgasse, der Pirnaischen, Moritz-, Rampischen, der großen und kleinen Schießgasse, auf der Frauengasse, um die Frauenkirche, auf der Töpfergasse, im Loche (der jetzigen Badergasse), auf der Pfarrgasse und am Markte noch viele Häuser in Rauch auf. Hingegen blieb vom Seethore bis an das Schloß die ganze Seite der Stadt vom Brande frei, nur hin und wieder wurden daselbst einige Häuser von Bomben und Kugeln beschädigt. – Die Miliz, welche die Unmöglichkeit sah, die vielen und in so vielen Gassen zugleich aufgehenden Feuer durch hiesige Einwohner zu dämpfen, schritt zwar selbst zum Löschen, auch hatte der Kommandant deshalb gute Anstalten gemacht, sie konnten aber nicht zureichend sein, die schreckliche Wirkung der immer mehr einfallenden Bomben und Brandkugeln zu behindern. Es fanden sich leider auch viele Marodeure ein, welche teils in den brennenden Häusern plünderten, teils in die noch unbeschädigten Häuser eindrangen, die Keller aufschlugen und beraubten,[1] obgleich der Kommandant zur Steuerung derartiger Exzesse einige, welche auf frischer That ertappt worden, ohne alle Gnade sofort auf der Straße niederschießen ließ.[2] – Dem


  1. G. XXXII. 111 und G. XXXII. 78 Bl. 143a.b.
  2. Anmerkung. Der bekannte Satirendichter Steuersekretär Rabener in Dresden, ein durchaus glaubwürdiger Zeuge, welcher beim Bombardement am 19. Juli 1760 sein ganzes Hab und Gut verloren, schreibt über die Plünderung seitens der zum Löschen kommandierten Soldaten in den ersten Tagen des August 1760, mithin noch unter dem Eindrucke des Selbsterlebten, an Kabinetssekretär Ferber in Warschau: „Das schmerzt mich am meisten, was ich durch die Plünderung verloren habe. Unsere Freunde, unsere Hilfsgenossen, unsere apostolisch-catholischen Erretter, Leute, die sich das größte Gewissen machen würden, am Charfreitag Schweinebraten zu essen, die plündern uns selbst in der größten Beängstigung und brechen die Keller auf, in welchen man vielleicht vor der Wuth der Feinde noch etwas hätte retten können; und man soll nicht einmal davon reden; das ist grausam. Sagen Sie es, auf mein Wort, in Warschau nach, daß uns die Feinde 2/3 verbrannt und die Freunde 1/3 gestohlen haben: aber sagen Sie es auch zum Ruhme unseres Commandantens, daß er die strengste Ordre gestellet habe, diesem Unwesen zu steuern, doch hat es nichts geholfen. Denn Ein Spitzbube macht keinen Galgen ehrlich.“ [Dresdener Stadtbibliothet, Histor. Dresd. 178.]
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/168&oldid=- (Version vom 10.9.2023)