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Vicegouverneur General Grafen von Guasco das schriftliche Gesuch, den Zimmer- und Holzhof und dessen Vermachung verschonen zu lassen und die Stadt nicht dem Verluste ihres noch wenigen, aber desto unentbehrlicheren Holzvorrats auszusetzen. Graf Guasco wies den Ueberbringer dieses Promemorias an den Ingenieur-Major von Vos, welcher sich aber an der mündlichen Ordre nicht begnügen lassen wollte, sondern eine schriftliche Ordre verlangte: obgleich nun letztere vom Grafen Guasco auch ausgewirkt worden, so hatte dennoch, ehe diese Ordre dem Ingenieur-Major von Vos eingehändigt werden konnte, der letztere schon den Befehl zum Einreißen gegeben gehabt.[1] – Abends in der 10. Stunde wurde von der Miliz des k. k. Harscheschen Regiments die inwendige hölzerne Vermachung des vor dem Wilsdruffer Thore auf der Gerbergemeinde gelegenen Armenhausgartens abgerissen, ausgebrochen und verbrannt. Der den ältesten Kapitain als den Kommandeur gedachten Regiments, um Verschonung des Armenhauses bittende Armenhausvater Voigt erhielt von diesem darauf zur Antwort: „Denkt ihr, daß meine Leute Hunde sind? Gebt ihnen Holz!“[2] – In dieser und in den folgenden Nächten kamen die Soldaten aus den Verschanzungen, welche sich vom Freiberger Schlage an bis hinter den Ehrlichschen Armenschulgarten erstreckten, auch in den Armenschulgarten selbst, ruinierten den dort wohnenden Gärtnern nicht nur durch Ausraufen, Zertreten und Ausgraben alle Gartenfrüchte, wobei sie zu 10, 12 bis 20 Mann an der Zahl alle, die es ihnen wehren wollten, „lutherische Hunde“ schimpften und mit Totschlag bedrohten, sondern sie rissen auch alle im Schulgarten noch übrigen Vermachungen, die stehenden hölzernen Gebäude und Schuppen nieder, zerstörten die Mistbeete und verbrannten das Holzwerk.[3]

Am 15. November ließ der Kommandant Graf Guasco durch den Platzmajor von Mittersteller anbefehlen, daß sowohl in Neustadt, als auch in der Residenz in allen Häusern, der Vorsicht halber, vorrätiges Wasser in Bereitschaft gehalten


  1. G. XXXII. 92 Nr. 11.
  2. G. XXXII. 92 Nr. 17 und bez. 22.
  3. G. XXXII. 92 Nr. 22.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/181&oldid=- (Version vom 11.9.2023)