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Der späteren Zeit erschien geradezu Innung und behördliche Konfirmation einer Ordnung unzertrennlich, eine Innung erst dann vollberechtigt, wenn sie eine bestätigte Ordnung besaß. Charakteristisch ist in dieser Beziehung die Teilung der Dresdner Handwerke in große und kleine, von denen die letzteren nach Angabe des Rates aus dem Jahre 1527 noch keine Innungen und Zünfte bildeten; trotzdem einige der kleinen, wie später gezeigt wird, schon zunftgemäße Einrichtungen besaßen, hatten sie eben noch keine bestätigte Ordnung erhalten oder erbeten.

Ja die Behörde selbst, welche die Innungen als Organe zur Ausübung der Gewerbepolizei benützte, forderte schließlich von solchen Handwerken, die noch keine schriftlichen Statuten besaßen, Aufstellung und Vorlegung einer Ordnung. Für Dresden finden sich einige solche Fälle aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (siehe nachher).

Als irgendwelche „Irrungen“ die ersten schriftlichen Festsetzungen der Handwerksgewohnheit erzwangen, erfolgte dieselbe nicht in ausführlicher, umfassender Form: im allgemeinen wurden vielmehr nur die Forderungen festgelegt, denen unfügsame Geister Anerkennung versagten, deren Einhaltung durch Handwerksstrafen erzwungen werden mußte. Wer die dürftigen Bestimmungen der ältesten Tuchmacher-, besonders aber der ältesten Schuster- und Schneiderordnungen Dresdens durchliest, wird dem sofort zustimmen. Wir finden in ihnen Bestimmungen über den Innungszwang[1], über die Leistungen, die man bei der Annahme eines Lehrjungen und der Aufnahme eines neuen Meisters forderte, über die Morgensprache, über Bestrafung schlechter Ware.

Und wie zur Aufstellung der ersten Ordnung, so schritt man bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zur Erneuerung derselben nur, wenn ähnliche Gründe vorlagen, welche die erste Ordnung wünschenswert hatten erscheinen lassen. Bei Änderungen im Handwerksbrauch, die sich meist allmählich vollzogen, wurden die nicht mehr zutreffenden Bestimmungen der Artikel nicht sofort


  1. In der ältesten Schusterordnung ist dieser nicht einmal berührt; offenbar litten die Schuhmacher damals weniger unter Störern wie später.