Seite:Heft12-14VereinGeschichteDresden1896.pdf/304

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gezählt[1]. In Altdresden war ursprünglich keine Barbierstube. Der erste dortige Barbier ist 1634[2] aufgenommen und wird als einer der 10 Stadtbarbiere gezählt. Entweder hat sich damals, wo weniger als 10 Barbierwerkstätten da waren, ein neu aufgenommener Barbier sofort jenseits der Elbe niedergelassen oder erst später sich hinübergewandt. Der betreffende hatte außer seiner Werkstatt eine „Pestilentialbestallung“ von dem Rat, d. h. „bei E. E. Rats Lazareth eine Dienststelle“[3]. Dieser Altdresdner Barbier übergiebt die Stube seinem Schwiegersohn[4]. Spätestens nach dessen Abgang 1693[5] muß sie eingegangen sein; indes scheint bereits 1692[6] kein Barbier mehr in Altdresden zu sein, und so ist anzunehmen, daß jener schon früher nach Neudresden übergesiedelt war, wo er sich von Haus aus hatte niederlassen wollen. 1693 nun erteilt der Kurfürst einem Barbier, der sein Examen gut bestanden hatte, der aber in dem Meisterverzeichnis der Ordnungen gar nicht eingetragen, also auch nicht als Stadtbarbier gezählt worden ist, die Begnadung, daß er eine Barbierstube in Altdresden anrichten und seine Profession dort 10 Jahre allein treiben möge; doch behält sich der Kurfürst das Recht vor, auch während dieser 10 Jahre, wenn es für Altdresden nötig und nützlich sei, eine weitere Stelle zu vergeben[7].

In den Vorstädten gab es bis 1679 keine Barbierwerkstatt. Erst am 22. Februar dieses Jahres[8] gestattet der Kurfürst einem Barbiergesellen unter der Bedingung vor dem Thore eine Werkstätte zu errichten, daß er das Meisterstück mache und nur dort seine Kunst zu treiben, in der Stadt aber derselben sich gänzlich zu enthalten angelobe. Ist die Stube eingerichtet worden, so hat sie doch nicht lange bestanden. 1693[9] wird wieder je eine Barbierstube vor dem Wilsdruffer und dem Pirnaischen Thor neu gegründet,


  1. 1734 gab es zwölf Stellen (HStA Loc. 30758. Verschied. Handwerkssachen).
  2. Verzeichnis in der Ordnung von 1611.
  3. RA Barb. 6. 1677, darum wohl Ratsbarbier genannt. Nach RA Barb. 11. Bl. 8 ist er (Bentmann) wenigstens bereits 1659 in Altdresden.
  4. Siehe S. 244 Anm. 1.
  5. In einer Aufzählung der 10 Inhaber ordentlicher Stellen von 1693 (RA Barb. 50) ist er noch genannt; in dem Verzeichnis der Ordnung von 1693 fehlt er; er muß also im Laufe dieses Jahres gestorben sein oder wenigstens seine Werkstätte aufgegeben haben.
  6. HStA Conf. XXIX. Bl. 259–275.
  7. Ebenda.
  8. HStA Loc. 9837. Dresdner Barbierstell. 1639–1697. Bl 47.
  9. RA Barb. 12 und 17.