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337. 1536 S Leipzig: Georgius Weiß.

338. 1536 W Leipzig: Joannes Kentman.

Ein berühmter Arzt, Naturforscher und Sammler, geb. am 21. April 1518, Bruder des Christoph K., der seit 1528 im Rate saß und von 1556 bis 1565 viermal Bürgermeister war. Er besuchte die Nicolaischule zu Leipzig, studierte bei Johannes Pfeil daselbst Medizin, wurde 1541 S Baccalaureus, wirkte dann 2 Jahre als Lehrer an der Schule zu St. Sebald in Nürnberg, kehrte hierauf als Hofmeister zweier junger Adligen nach Leipzig zurück und erwarb hier 1545 W den Magistergrad. Später setzte er seine Studien in Italien, namentlich in Padua fort. 1549 promovierte er in Bologna zum Dr. med. Bald nachher traf er wieder in seinem Vaterlande ein und ließ sich in Meißen nieder, wo er zum Stadtphysikus und zum Arzt der kurfürstlichen Landesschule ernannt wurde. 1551 heiratete er Magdalene Sporerin, die Tochter eines Meißner Arztes. 1554 folgte er einem Rufe als Stadtphysikus nach Torgau. Hier verlegte er sich auf das Sammeln von Naturgegenständen aller Art, vor allem von Versteinerungen, die er allerdings im Sinne seiner Zeit für Naturspiele und zufällige Gebilde erklärte. Er starb am 14. Juni 1574 zu Torgau. Die Mineralogie, Geologie und Botanik verdanken ihm mannigfache Förderung. Mit vielen Naturforschern seiner Zeit, namentlich mit dem berühmten Konrad Gesner stand er in regem Briefwechsel. 21 Briefe Gesners an ihn aus den Jahren 1550–1565, aber ohne die Antworten, sind gedruckt in dem Werke: Epistolarvm medicinalivm Conradi Gesneri, Philosophi et Medici Tigurini, liber qvartvs, Vitebergae 1584. Von seinen Schriften sind folgende bemerkenswert: 1. Ein Kurtz nutz- vnd sehr tröstlich Regiment, wie sich inn der zeit der Pestilentz zu halten sey, Alten Dreßden 1553 (das Exemplar der Dresdner Bibliothek enthält das kolorierte Wappen des Verfassers und eine eigenhändige Widmung an Georg Fabricius). – 2. Nomenclaturae Rerum fossilium, que in Misnia praecipue, et in alijs quoque regionibus inueniuntur, Tiguri 1565 (ein Verzeichnis seiner Gesteinssammlung mit Angabe der Fundorte und mit dem Medaillonbildnis des Verfassers in Holzschnitt). – 3. Calevlorvm qvi in corpore ac membris hominum innascuntur, genera XII. depicta descriptaque, cum Historijs singulorum admirandis, Tiguri 1565. Diese Schrift ist wie die vorige auch in Konrad Gesners Sammelwerk De omni rervm fossilivm genere, Tiguri 1565 abgedruckt. – 4. Regiment, wie man sich vor der Pestilentz hütten soll, Torgau 1568. – 5. Ein handschriftliches Kräuterbuch Kentmanns mit 600 naturgetreu kolorierten Pflanzenabbildungen, das er 1563 dem Kurfürsten August überreichte, besitzt die Dresdner Bibliothek (Mscr. Dresd. B 71). (G. H. Götze, Sendschreiben S. 88–89. – J. A. Müller, Versuch einer vollständigern Geschichte der Chursächsischen Fürsten- und Landschule zu Meissen, Leipzig 1789, II, S. 282–284. – Beiträge zur Belehrung und Unterhaltung, Dresden 1813, S. 449–454, 457–461 [C. A. Semler]. – Allg. Deutsche Biographie XV, 1882, S. 603 [Gümbel].)
Empfohlene Zitierweise:
Viktor Hantzsch: Dresdner auf Universitäten vom 14. bis zum 17. Jahrhundert. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, Dresden 1906, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft19VereinGeschichteDresden1906.pdf/41&oldid=- (Version vom 19.11.2023)