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Karabiniers focht bei Jena; Rittmeister von Rayski war zur Zeit der Geburt seines Sohnes im Felde. Die Mutter hatte sich beim Nahen der Kriegsgefahr von Lützen nach dem besser geschützten Pegau gewendet. Hier konnten ihr auch liebe Freunde in ihrer Not beistehen; denn mannigfache Beziehungen verbanden die Rayskis mit Pegauer Familien, insbesondere mit der des Leutnants von Zezschwitz, dessen Gattin jetzt Patenstelle bei dem Neugeborenen vertrat.

Am 30. Oktober ward dieser in der Pegauer Stadtkirche getauft. Er erhielt die Namen Louis Ferdinand, in Erinnerung an jenen heldenhaften Prinzen, der am 10. Oktober bei Saalfeld einen ruhmvollen Tod gefunden hatte. Unter den Taufpaten erscheint auch ein „gewesener Lieutenant von Einsiedel“. Es ist dabei wohl an Karl Detlev von Einsiedel zu denken, der, 1787 auf dem väterlichen Besitztume Gnandstein bei Borna geboren, 1800 in das Kadettenkorps eingetreten war, aber schon 1804 seinen Abschied genommen hatte, um die „Jägerey“ zu erlernen. Er soll hier erwähnt sein, weil es nicht unmöglich erscheint, daß Ferdinand von diesem Paten, mit dessen Familie er später innig befreundet war, die nie verlöschende Liebe zur Jagd gewonnen hat.

Seine Jugendzeit verlebte der Knabe zunächst in Lützen, wo auch noch zwei seiner Geschwister, sein (schon erwähnter) Bruder Carl Eugen und seine Lieblingsschwester Minna Pompilia (geb. 1809) nach ihm das Licht der Welt erblickten. Von künstlerischen Einflüssen hat er in seinen ersten Lebensjahren gewiß nicht allzu viel erfahren. Der Vater war mit Leib und Seele Soldat und hoffte, auch aus seinen Söhnen einst tüchtige Offiziere zu machen. Die einzige künstlerische Anregung mögen dem Kinde ein paar englische Kupferstiche geboten haben, die der Vater besaß, nach dessen Tode sie mit dem Nachlaß versteigert wurden.

Die Auflösung des Regiments Karabiniers 1810 führte die Familie vorübergehend nach Pirna – hier lernte Napoleon den Major von Rayski und dessen Schwager, den damaligen Major Gotthelf Friedrich von Berge, kennen –, dann nach Dresden. Sachsens Hauptstadt sollte des Vaters „letzter wesentlicher Aufenthaltsort“ werden. Denn es kamen die für Sachsen so unheilvollen Jahre 1812 und 1813, die auch in Ferdinands Schicksal bedeutsame Veränderungen hervorriefen.


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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/13&oldid=- (Version vom 14.2.2024)