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ist unterschrieben „Officier de la Cavallerie Saxonne“. Über ein freies Feld sprengt der Offizier auf einem Apfelschimmel nach rechts zu, die Zügel in der Linken, den gezogenen Säbel in der Rechten haltend. Die Landschaft ist nur angedeutet. Möglicherweise hat der jugendliche Künstler in dieser Zeichnung seinem Vater ein kindliches Denkmal setzen wollen. Das Blatt ist in der Mitte unten „Rayski. ◎“ signiert, der Lithograph hat sich nicht genannt. Daß die Darstellung eine Jugendarbeit ihres Urhebers ist, beweist die Gebundenheit, die der Ausführung im einzelnen noch anhaftet. Doch offenbart sich darin zugleich schon der Blick für das Große: der Entwurf bietet, auf alles Nebensächliche verzichtend, ein in sich geschlossenes Bild.

Einen Fortschritt in Rayskis künstlerischer Entwicklung brachte das Jahr 1820. Ihm gehört das erste Historienbild des werdenden Künstlers an. Es war ein Ölgemälde und stellte den „Kampf eines Ritters mit einem Araber“, also wohl eine Szene aus den Kreuzzügen, dar (Ausstellungskatalog 1820 Nr. 194). Wir haben in diesem Bilde die Äußerung einer nach Gestaltung ringenden Phantasie vor uns, einer Phantasie, die jedenfalls durch den Geschichtsunterricht angeregt worden war. Wenn sich ein Knabe von 14 Jahren einen Vorwurf aus einer der bedeutendsten Perioden der Weltgeschichte wählt und diesen in der für ihn schwierigsten Technik, der Ölmalerei, ausführt, so ist das gewiß ein Zeugnis ungewöhnlicher Veranlagung. Es ist daher zu bedauern, daß dieses charakteristische Jugendwerk verschollen ist.

Die genannten Arbeiten Rayskis aus den Jahren 1818 bis 1820 weisen in den Grundzügen schon auf des Künstlers künftige Eigenart hin. Militärische Gestalten hat er später noch immer mit Vorliebe dargestellt. Bei aller Kleinlichkeit im einzelnen liegt etwas Großes in diesen jugendlichen Versuchen; sie zeigen einen Menschen, der es ernst meint mit seiner Kunst und fortgesetzt an seiner Vervollkommnung arbeitet.

Ende März des Jahres 1821 verließ Ferdinand das Freimaurerinstitut. Sein fast fünfjähriger Aufenthalt daselbst war für ihn von der größten Bedeutung: er hatte die grundlegenden künstlerischen Anregungen geboten und den Keim zur Blüte entfaltet, der später schöne Frucht hervorbringen sollte. Schon in diesem Zeitraum hat sich Rayski – seinem eigenen Bekenntnisse

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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/21&oldid=- (Version vom 15.2.2024)