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Jahrfünft selten daheim. Längere Besuche bei Freunden, auch künstlerische Aufträge führten ihn bald hierhin, bald dorthin.

So weilte er 1854 vorübergehend in Freiberg, um dort ein Offiziersporträt zu malen. Es war das des Wolf Saladin von Schönberg, Rittmeisters beim ersten Reiterregiment (geboren 1819), der schon 1856 in den besten Mannesjahren starb. Das Bild[1] ist Kniestück. Es zeigt den Rittmeister in Uniform. Im Hintergrunde ist der Freiberger Dom angedeutet.

In das Jahr 1855 scheint der Beginn einer Freundschaft zu fallen, die für Rayskis späteres Leben von außerordentlicher Bedeutung werden sollte: der Freundschaft mit dem Reichsgrafen Curt Heinrich Ernst von Einsiedel, Königl. Sächs. Kammerherrn und Obermundschenk, auf Reibersdorf und Milkel in der Oberlausitz[2]. Der Graf, 1811 zu Paris geboren, hatte sich 1836 mit einer Holsteinerin, der Baronesse Natalie von Blome, vermählt, und dieser Ehe war im Juli 1844 ein Sohn, Hans Haubold, entsprossen, der leider von Anfang an den Keim der Krankheit in sich trug. In diesem gastlichen Kreise verkehrte der Künstler von jetzt an häufig. Alljährlich brachte er mehrere Monate auf den Gütern des Grafen zu[3], und


  1. Im Besitze der Stiftsdame Fräulein A. M. von Schönberg in Dresden.
  2. Im Kadettenhause kann diese Freundschaft nicht schon geschlossen worden. sein, da Graf von Einsiedel erst nach Rayskis Weggange (am 1. Juli 1827) in das Korps eintrat und seit Juli 1830 in Leipzig studierte. Mir erscheint es nicht ausgeschlossen, daß Ernst von Craushaar, der 1853 die Grafen Curt und Alex von Einsiedel malte, die Beziehungen Rayskis zu dieser Familie vermittelt hat.
  3. Über den freundschaftlichen Verkehr in Reibersdorf gibt ein Gratulationsbrief Rayskis zum Geburtstage der Gräfin Einsiedel in origineller Weise Auskunft. Der Brief spiegelt so ganz die Eigenart seines Schreibers wieder, daß er (mit gütiger Erlaubnis des Besitzers, des Herrn Königl. Kammerherrn Grafen von Einsiedel-Milkel) hier abgedruckt werden soll. Als Überschrift ist eine „13.“ gesetzt, umgeben von einer Blumenranke, auf der zwei Vögel wie im Gespräche sitzen. Dann folgt: „ist denn heute zum 13. etwas Besonderes los? ja wohl, freylich, es ist ja der Geburtstag der Frau Gräfin Einsiedel „Alex – u. der wird dieses Jahr in Reibersdorf gefeyert. – Nun Rayski da sind Sie nicht dabey? Sie sind ja alle Jahre um diese Zeit in Reibersdorf, und diesmal nicht?. . nu eben, – schlimm – ich bin unwohl von Oben bis Unten. i was – Sie sehen ja gar nicht krank aus – was fehlt Ihnen denn? Kopfweh im Magen schlecht Kitzel im Hals – Husten u. s. w. nichts in gehöriger Ordnung – der September in Reibersdorf ist meine glücklichste schönste Zeit im Jahr – und diesmal sitze ich hier – kucke zum Fenster hinaus u. hoffe auf Besserung um doch vielleicht noch einige Tage in Reibersdorf seyn zu können u. vielleicht auch noch den Abstecher nach Berlin zu machen. Mit Geduld abwarten!... Nun also meine hochgeehrte gnädige Frau Gräfin, meinen Glückwunsch von ganzem Herzen. Noch viele viele Jahre eine feste dauernde Gesundheit und in Allem Übrigen vollständige Zufriedenheit – recht viel Freuden in der hohen Familie u. s. w. .... (Blumenranke). Mögen Sie in Reibersdorf mit den Lieben Theuern, den heutigen schönen Tag recht gesund und fröhlich feyern – da ich nicht dabey kann seyn, trink ich hier mein Gläschen Wein Auf Ihr Wohlseyn, meine gnädigste Frau Gräfin. Meine schönsten Grüße an Alle ganz Reibersdorf. Ferdinand v. R. Dr. d. 13 Septbr. Vormittag 10 Uhr.“ Neben seinem Namen hat der Künstler sich selbst konterfeit, über eine Brüstung gelehnt und eine Rede haltend.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/75&oldid=- (Version vom 20.2.2024)