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Rayski als Tiermaler (1860 – 1865)[1].

Der wiederholte Aufenthalt Rayskis auf den großen Rittergütern mit ihren reichen Viehbeständen, ebenso seine Streifzüge draußen im grünen Walde führten den Künstler dazu, auch die Tiere in ihrem Leben und ihrer Sonderheit zu belauschen. Seine scharf ausgeprägte Beobachtungsgabe unterstützte ihn dabei aufs trefflichste. Das Pferd im Stalle oder auf der Wiese und die Gans am Dorfteich ward ihm jetzt ebenso interessant wie der Vogel auf dem Zweige und das Reh im Walde. So kann es uns nicht wundernehmen, daß Rayski auch als Tiermaler Tüchtiges leistete.

Schon auf einigen der früher geschilderten Gemälde konnten wir dies beobachten. Pferde hatte er bereits auf Bildern aus der Jugendzeit dargestellt, jagdbare Tiere auch auf Jägerbildern des fünften und sechsten Jahrzehnts. Ich erinnere nur an den getöteten Rehbock auf dem Bildnis des Herrn von Wiedebach, an die Rebhühner auf dem des Herrn O. von Schönberg und an die Rehe auf der Ansicht des Schlosses Reinsberg.

Indessen, auf allen diesen Bildern waren die Tiere nur Beigabe, zum Teil Staffage. Von besonderen Darstellungen einzelner Tiere sind aus Rayskis früherer Schaffenszeit nur zwei bekannt geworden[2]. Die erste gehört dem Jahre 1835 an. Auf ihr erblickt man einen Hasen im Schnee, in hoppelnder Stellung nach links gewendet (hoch 0,80 m, breit 0,95 m). Die andere – aus dem Jahre 1845, also vielleicht in Wohla entstanden – zeigt den Kopf eines Hirsches mit breitem Sechsergeweih, von vorn gesehen (hoch 1,00 m, breit 0,70 m).

In den sechziger Jahren treten uns nun zahlreiche Gemälde entgegen, auf denen die Darstellung der „vernunftlosen Kreatur“, ihres Lebens und Treibens, die Hauptsache ist. Und mit wie großer Liebe hat der Künstler hier geschildert!

Leider ist gerade von diesen Tierstücken keines datiert. Wir vermögen sie nur ungefähr nach der Art ihrer Ausführung anzuordnen.

Den Anlaß zur Entstehung einer Reihe von Pferdebildern gab Rayski offenbar der Aufenthalt in Reibersdorf und Milkel.


  1. Diese Jahreszahlen beziehen sich nur auf die Hauptwerke.
  2. Im Besitze Sr. Exzellenz des Herrn Königl. Kammerherrn und Obermundschenks Grafen von Einsiedel, Standesherrn auf Reibersdorf, in Creba. Die Bilder hängen in Reibersdorf.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/83&oldid=- (Version vom 21.2.2024)