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Kriegerisch treten die einzelnen Bezirke in der Geschichte von Nisan überhaupt nicht hervor. Als namenlose Schutthügel erzählen die Heidenschanzen von einer Zeit, die vor der Verwaltung des Gaues durch die Deutschen liegt; in den Kämpfen mit den Böhmen erscheint nur ein Ort als geschichtlich bedeutsam: Dohna.

Dohna wird zuerst 1040 genannt[1], in diesem Jahre vereinigen sich bei ihm zwei deutsche Heere, um nach Böhmen zu ziehen. Der Ort war ohne Zweifel damals schon befestigt, nach den vorgeschichtlichen Funden ist er lange zuvor besiedelt gewesen. Seine Bedeutung lag in der Beherrschung der Straße[2] nach Böhmen. 1107 wird Dohna zum zweitenmal erwähnt[3], ein böhmischer Heerhaufen überfällt bei Dohna Wiprecht von Groitzsch; von da ab häufen sich die Erwähnungen der Burg (1113, 1121, 1126 usw.), während von andern Orten des Gaues Nisan kaum ein oder das andre Mal die Rede ist. Bereits zur Zeit der Besitznahme des Gaues durch die Deutschen stehen – dies läßt sich nicht verkennen – alle andren festen Orte an Bedeutung gegen Dohna zurück. Im 12. Jahrhundert wird ein Burggraf zu Dohna erwähnt, der Gau Nisan erscheint als Gebiet der Burg Dohna. Aus ganz Nisan müssen die Dörfer Wach- oder Burggetreide nach Dohna leisten[4]. In der Burg Dohna erscheint


  1. Ermisch, Die Dohnasche Fehde (Neues Archiv XXII, S. 233).
  2. Hemleben, Die Pässe des Erzgebirges, 1911. – Zur damaligen Beschaffenheit der Übergänge von Nisan nach Böhmen vgl. Meitzen II, S. 440.
  3. Cod. I, 1, S. 137.
  4. Rietschel, S. 240. Riehme, S. 206. Ergänzend hierzu sei bemerkt, daß zu Gohlis bei Dresden 1329 Wachkorn erwähnt wird (Cod. II, 5, 41). Mit der Besitznahme von Dohna fiel auch das Wachgetreide an den Markgrafen. 1445 lieferten folgende Orte der Dresdner Pflege Wachgetreide an den Markgrafen: Bratzitz, Sebegrun, Bugkewitz, Dolen, Kudischaw (Kauscha), Zcobligor (Sobrigau), villa Grunaw, Blasewitz, Kolschaw (Bärenklause), Kutzitz (Kautzsch), Rippean, Gollebrode, Bilnitz, Tischewitz, Sparewitz, Sidencitz, Tolkewitz, Czutzkewitz, Luben, Klebe, Babißnaw, Merewitz, Doberwitz, Hostenbritz, Kripp (Graupa), Eutzitz, Lugkewitz, Mogeln, Pratczitcz, Heydenaw, Crawß (Krebs), Musegast (Meusegast), Pluschkwitz (Ploschwitz), Sorsen, Primßewitz, Boratin (Borthen), Strewlen (H St A. Wittenb. Arch. Loc. 4334, 12 b, vol. I, Bl. 17a, 17b). Nach dem Erbbuch des Amts Dresden (lückenhaft) von 1547 lieferten Wachgetreide: Birkwitz, Kauschen (Kauscha), Sobliar, Blasewitz, Koltzsch (Bärenklause), Kautschitz, Gallenbrott, Babisnau, Großkrauppe, Braitschitz (bei Birkwitz), Heidenau, Krebs. Nach derselben Quelle gab Coschütz Wachgetreide in das Maternispital und Gostritz Wach- oder Heerfahrtsgeld Über „Wachgetreide zu Zitzschewig“ vgl. Rep. XLVII (loc. 37903, Bl. 182). Wie sofort zu erkennen, sind die Orte mit Wachgetreide sämtlich slawisch benannt, sie sind der alte Kern des Gaues Nisan.