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Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/135

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hat, so fehlt doch jeder Nachweis darüber, in welchem Hause diese gewesen sein mag. Die erste uns bekannte Wohnung befand sich nicht in unserer Stadt, sondern in seinem ihm besonders lieben Heimatsdörfchen Blasewitz. Hier erkaufte er ein neben dem einfachen Wohnhause seiner Eltern gelegenes großes Stück Land, auf dem er sich von 1776 bis 1777 nicht nur ein stattliches Wohngebäude und eine kleine Meierei errichten, sondern auch einen bescheidenen Park und einen Weingarten anlegen ließ. Das noch heute stehende Landhaus, jetzt Dresdner Straße 4, von den Ortsbewohnern wegen seiner Größe und Schönheit früher allgemein „Naumanns Palais“ genannt, zeigt Erdgeschoß und zwei Obergeschosse, in der Hauptansicht eine Ausdehnung von sieben Fenstern und am ersten Obergeschoß einen von Säulen getragenen größeren Austritt. Obgleich das Haus, das bis 1891 völlig unverändert geblieben war, dann einen viereckigen, turmartigen, in einer Plattform endenden Anbau erhielt, ist sein früheres Aussehen nicht wesentlich verändert worden. – Sein schönes Eigenheim hat N. bis an sein Lebensende allermeist im Sommer, eine längere Reihe von Jahren auch im Winter bewohnt, doch machte es sich im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts für ihn nötig, auch in Dresden eine Wohnung zu haben. Nach dem Adreßbuche von 1797 befand sich diese im ersten Obergeschoß des Hauses Pirnaische Gasse Nr. 235, jetzt Pirnaische Straße 17 (O.-Nr. 390), doch kann er darin nur einige Jahre gelebt haben, denn aus dem Adreßbuche von 1799 ergibt sich, daß N. sein Heim mittlerweile in das Haus Neumarkt Nr. 742, damals „Hotel de Saxe“, verlegt hatte. Hier ist er auch gestorben. Im Jahre 1888 wurde das Gebäude abgebrochen. Auf seinem Raume steht seitdem der Neubau Neumarkt 9 (O.-Nr. 202).

Um den großen Blasewitzer Tonmeister zu ehren und die Erinnerung an ihn in der Gemeinde dauernd wachzuerhalten, wurde an seinem 100. Geburtstage, am 17. April 1841, eine „Naumann-Stiftung“ ins Leben gerufen, die den Bau eines Schulhauses ermöglichen sollte. Im November 1851 fertiggestellt, hat es gerade 25 Jahre seinem Zwecke gedient. Seitdem wird das „Naumannstift“ von Geschäftsstellen der Gemeindeverwaltung benutzt. Das Gebäude steht an der Naumannstraße 13 und zeigt auf einer großen Bronzetafel rechts von der Haustür das Brustbild des gefeierten Tonsetzers.


Nr. 128. Wagner, Johann Gottlob, 1741–1789. Er war ein Schüler Silbermanns, erwarb sich aber ganz besonders als „Klavierbauer“ einen bedeutenden Ruf. Soll er doch in Gemeinschaft mit seinem jüngeren Bruder Christian über 700 Klaviere in Flügel- wie in Tafelform hergestellt haben. Die von Silbermann angewendete Mechanik vereinfachte W. bedeutend. Er baute auch eine neue von ihm 1774 erfundene Art Klaviere, der er den Namen „Clavecin royal“ gab. Ein solches Instrument zeigte drei Pedaltritte für Pantalon, Laute und Harfe, wurde nicht durch Federkiele angerissen, sondern mit Hämmern angeschlagen und kostete je nach der Ausstattung 300–400 Reichstaler. Der Kgl. Sammlung