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Sonnabend, 11. August.

Ich nahm heute in unsrer 2. (Rats-)Abteilung Abschied, nachdem ich dort 13 Jahre meinen Platz behauptet.

Über den Frieden ist noch nichts Näheres zu hören. Friesen geht zunächst nach Wien, um dort über die vom Grafen Hohenthal überbrachten Bedingungen – worin dieselben bestehen, erfährt man nicht – zu verhandeln, und dann nach Berlin. Es wird sehr an verwendbaren Leuten Mangel sein. Innere Zustände ganz ruhig.


Sonntag, 12. August.

Interessanter Brief von du Benoît. Die französischen Zustände sind alles, nur nicht rosa, die ultramontane Kaiserin und der rote Prinz singen mit dem Kaiser das bekannte Terzett aus Robert dem Teufel[1].


Montag, 13. August.

Jener Treitschke ist nicht ein Sohn des alten Kaufkontrakt-Treitschke, sondern des Generalleutnants. Im übrigen ist die Broschüre eine schandbare Perfidie.

Es taucht nun bereits die französische Kompensation auf, ganz schüchtern, um binnen kürzestem sich sehr bestimmt zu präzisieren[2]. Nun, da wären wir ja an der von mir beim Beginn vorausgesagten Schwelle des großen Krieges, und wo wird nun Bruder Schraps bleiben mit seinem Geschrei: Kein Fußbreit deutscher Boden! Sollten wir wirklich die Wiederkehr eines Rheinbundes erleben? Das glaube ich vor der Hand namentlich nach der süddeutschen Stimmung nicht.


  1. „Unsel'ger Augenblick voll Bangen“ in Meyerbeers Oper „Robert der Teufel“ (1831).
  2. Frankreich verlangte Teile deutschen Bodens als Ausgleich für den Machtzuwachs Preußens. Die ersten Nachrichten über diese französischen Kompensationsgelüste erwähnten das Verlangen Frankreichs, wieder in den vollen Besitz der östlichen Grenzen von 1814 zu gelangen, die nach den damaligen Festsetzungen auch Landau, Saarlouis und Saarbrücken einschlossen; 1815 aber waren diese Gebiete Deutschland zugesprochen worden (Bayern und Preußen). (Siehe Dresdner Journal, 14. August.)
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/49&oldid=- (Version vom 6.5.2024)