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Minneklage.


Einsam klag ich meine Leiden,
Im vertrauten Schooß’ der Nacht;
Frohe Menschen muß ich meiden,
Fliehen scheu wo Freude lacht.

5
Einsam fließen meine Thränen,

Fließen immer, fließen still;
Doch des Herzens brennend Sehnen
Keine Thräne löschen will.

Einst ein lachend muntrer Knabe

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Spielt’ ich manches schöne Spiel,

Freute mich der Lebensgabe,
Wußte nie von Schmerzgefühl.

Denn die Welt war nur ein Garten,
Wo viel bunte Blumen blüh’n,

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Wo mein Tagwerk Blumen-warten,

Rosen, Veilchen und Jasmin.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Gedichte. Maurersche Buchhandlung, Berlin 1822, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Gedichte_1822_041.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)