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3.


Ja, du bist elend, und ich grolle nicht;
Mein Lieb, wir sollen beide elend seyn!
Bis uns der Tod das kranke Herze bricht,

20
Mein Lieb, wir sollen beide elend seyn.


Wohl seh ich Spott, der deinen Mund umschwebt,
Und seh dein Auge blitzen trotziglich,
Und seh den Stolz, der deinen Busen hebt, –
Und elend bist du doch, elend wie ich.

25
Unsichtbar zuckt auch Schmerz um deinen Mund,

Verborgne Thräne trübt des Auges Schein,
Der stolze Busen hegt geheime Wund’, –
Mein Lieb wir sollen beide elend seyn.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Gedichte. Maurersche Buchhandlung, Berlin 1822, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Gedichte_1822_064.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)