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Sonettenkranz an Aug. Wilh. von Schlegel.


I.


Der schlimmste Wurm: des Zweifels Dolchgedanken,
     Das schlimmste Gift: an eigner Kraft verzagen,
     Das wollt’ mir fast des Lebens Mark zernagen;
     Ich war ein Reis, dem seine Stützen sanken.

5
Da mochtest du das arme Reis beklagen,

     An deinem güt’gen Wort läßt du es ranken,
     Und dir, mein hoher Meister, soll ich’s danken,
     Wird einst das schwache Reislein Blüthen tragen.
O mög’st du’s ferner noch so sorgsam warten,

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     Daß es als Baum einst zieren kann den Garten,

     Der schönen Fee, die dich zum Liebling wählte.
Von jenem Garten meine Amm’ erzählte:
     Dort lebt ein heimlich wundersüßes Klingen,
     Die Blumen sprechen, und die Bäume singen.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Gedichte. Maurersche Buchhandlung, Berlin 1822, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Gedichte_1822_107.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)