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des Herzens ein, die kein Wollüstler und Modefreund fühlt. Da wallt die Seele in Regungen zum Wesen der Wesen, wie ein sanftrieselnder Flus zum Ozean hinüber. – Und solch ein Paradies bewohnten wahrscheinlich unsere Stammeltern; und ihre Nachkömlinge? – Ach wären sie das was sie seyn sollten, – könnten es zum Theil noch besizen!

Weisheit, ist nach meinem Urtheil die zweite Grundsäule der Menschenglükseligkeit. Ich verstehe aber unter Weisheit nichts anders; als nur Vervollkomnung seiner Selbst, streng und richtig gewälter Standpunkt, zur genauen Beobachtung und Beurtheilung der Aussendinge und ihre Beziehung auf uns und andere. Denn alle unsere Empfindungen sind doch nur von der Lage unseres Körpers abhängig, und alle unsere Urtheile arten nach dem Medium, wodurch wir die Dinge in der Welt zu beobachten pflegen. Sich auszeichnender Rang, prachtvoller Aufwand und hohe Geburt, blenden oft nur mehr, als sie erleuchten. Reichthümer und sogenannte Schäze werden von ihrem hohen Preise herabgewürdigt, sobald sie aufhören Hülfsmittel zu seyn; Darbende zu erquiken und die Tränen der Leidenden und Bedrängten zu troknen.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Nudow: Ideen über Glük und Glükseligkeit. Kaiserliche Buchdrukerey, St. Petersburg 1788, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heinrich_Nudow_%E2%80%93_Ideen_%C3%BCber_Gl%C3%BCk_und_Gl%C3%BCkseligkeit.djvu/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)